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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 42.1931

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Margold, Emanuel Josef: Raum- und Möbel-Erlebnis
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https://doi.org/10.11588/diglit.10795#0374

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352

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT FRITZ GROSS IN WIEN

DAMEN-SCHLAFZIMMER. NUSS u. BLAU LACK

RAUM- UND MÖBEL-ERLEBNIS

Man kann Möbel — wie Menschen — »totstellen«,
wenn versäumt wird, sie in das richtige Licht
zu stellen. Das beste und qualitätvollste Möbel
kann durch Nicht-ins-richtige-Licht-Stellen »tot-
gemacht« werden. Umgekehrt können mindere
Stücke durch richtiges Präsentieren zur Geltung
gebracht werden. Mit der Zeit kommt man aller-
dings darauf, daß sie »Blender« sind. . Zuweilen
macht man die Erfahrung, daß nach Fertigstellung
ein Möbel zu groß wirkt, die Wand zu klein er-
scheint, oder auch umgekehrt, obwohl alles »zeich-
nerisch« richtig entworfen wurde. Man forscht nach
dem Grund, überprüft die Maße, sie stimmen; doch
Raum und Möbel stimmen nicht zueinander. Wa-
rum? Man vergaß, mit der »Lebendigkeit des Mö-
bels« zu rechnen. Licht und Schatten wirken als
Faktoren mit; Glas, Metall, Stoffbezüge, Vorhänge,
Tapeten, sie alle melden sich zu Wort; denn sie
sind lebendige Instrumente des Raum-Erlebens.
Viel hängt von der richtigen Grundriß-Fassung
ab. Ein großes, axial gelegenes Fenster erweitert
den Raum; werden die Lichtverhältnisse durch
Anwendung heller Farben noch gesteigert, so wird

die Dynamik des Raumes erhöht, die Möbel prä-
sentieren sich freier, sie kommen mehr zur Geltung.
Anders schon, wenn zwei Fenster die Belichtung
im Räume geben: der Mittelpfeiler wirft Schatten,
das Licht wird diffus, kommt noch ein stark orna-
mentierter Teppich, Tisch in der Mitte, hängende
Leuchtkrone hinzu, so entsteht eine verschwom-
mene Unruhe im Raum, Möbel-Form und -Material
können nicht wirksam zur Geltung kommen.

*

Wichtig ist die Wahl der Größen-Verhältnisse
der Möbel zum Raum und untereinander. Die Möbel
sollen ihre Funktion gewährleisten; alles Über-
flüssige — in der Höhe und in der Breite — ist zu
vermeiden, alles soll auf rasche und praktische
Handhabung hin gebaut sein. Je weniger unnütze
Möbel im Raum stehen, desto besser für das Ein-
zelstück und für die Beweglichkeit der Bewohner.

Da wir Menschen keine Maschinen sind, liegen
uns zwangsläufige Bewegungen nicht, die uns die
strenge Symmetrie im Wohnraum vorschreibt. Eine
zentrale Tisch-Anordnung kann behindernd sein,
sie wirkt raumverkleinernd und ist unrationell,
 
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