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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 42.1931

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Rabinovsky, Marius: Möbel von Ludwig Kozma
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https://doi.org/10.11588/diglit.10795#0477

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MÖBEL VON LUDWIG KOZMA

Persönlichkeiten vom Schlage Ludwig Koz-
mas durchdringen das »Prinzipielle« einer Stil-
bestrebung immer in erhöhtem Maße mit indivi-
dueller Eigenart. Je schärfer Kozma den Zeit-
geist ergründet, umso schärfer prägt sich in seinem
Schaffen die Individualität aus. Immer ist es Koz-
mas persönliches Künstlertum zugleich, das, ein-
gebettet in die generelle Bewegung, das Entschei-
dende der Wirkung bei seinen Möbeln erzielt.
Man wird das im schönen Sammelwerk »Einzel-
möbel und neuzeitliche Raumkunst«, in dem Kos-
mas Schaffen eine bevorzugte Stelle eingeräumt
wurde — im Vergleich mit anderen Schöpfungen
besonders klar empfinden.

Das allgemeine Problem ist gegeben; bei Koz-
mas Werken erfasse man aber darüberhinaus den
Einzelfall. Es heißt allgemein, die neue Innenein-
richtung des modernen Intellektuellen zu schaffen,
die einem neuen Raumgefühl und Bedürfnis nach
Raumerlebnis, sowie dem neuen Formgefühl
entspricht. Die materielle Seite der Aufgabe liegt
bei der Einrichtung von Eigenheimen einfacher;
umso mehr materielle Erfindung»- und Anpassungs-
gabe erfordert die Schaffung von Massenmöbeln,
bestimmt für Mietwohnungen. Was das Eigenheim
betrifft, so gilt es hier, Rhythmen zu schaffen, die

von vorneherein mit den Formen und Proportionen
des Baues in Beziehung treten. Die Höhe, Tiefe
und Breite einer Nische z. B., die Art ihrer Be-
leuchtung werden die Maße und Farben der Möbel
im ganzen Räume mit entscheiden. Und umge-
kehrt: die Natur der Möbel, die einen Wohnraum
bevölkern sollen — ob z. B. vertikal raumfüllende
Bücherregale oder horizontal raumfüllende Betten
muß bei der Gestaltung des Raumes von vorne-
herein in Betracht gezogen werden.

Kozma hatnun die glückliche Gabe der warmen,
gesättigten Harmonie. Selbst wo er mit Ecken
und Kanten schafft, sind seine Rhythmen reich,
lebendig und möglichst mannigfaltig. Er wird
übrigens auf das Geschwungene kaum je ganz ver-
zichten wollen. Dazu drängt sein Temperament
und seine dynamische Veranlagung, die selbst die
Statik des Neuzeitstils durchwellt. Kozma wird
wohl immer das Holzmöbel bevorzugen: aus zärt-
licher Liebe zum organischen Material. Er wird
auch nie das Möbel zum Fetisch erheben: dazu
ist ihm der Mensch viel zu sehr Herrenwesen, dem
Raum und Mobiliar zu dienen haben und nicht
umgekehrt. Strukturelle Harmonie, modernste
Zweckdienlichkeit und — sagen wir das Verpönte
ruhig heraus, dekorativer Reichtum finden sich
 
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