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Michel, Wilhelm: Die Künstlerin und ihr Werk
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10798#0450
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INNEN-DEKORATION
PROFESSOR E. R. WEISS - BERLIN-CHARLOTTENBURG. »GEMÄLDE«
»RENEE S1NTEN1S MODELLIERT DAPHNE«
DIE KÜNSTLERIN
UND IHR WERK
Plastik gehört zur Dingwelt;
insofern fügt sie sich den im
Raum vorhandenen Sachen gut
an. Zugleich führt sie ein Ele-
ment »Geist« mit sich; insofern
bringt sie etwas Neues in den
Raum und setzt in ihn erfri-
schende Akzente aus anderem
Bereich. Vielleicht darf man
sagen, daß gegenwärtig das In-
teresse an Kleinplastik imWohn-
raum zunimmt. Gut gewählte
Kleinplastik macht einen Raum
behaglicher und menschlicher,
sie spricht in ihm ein im engeren
Sinne menschliches Wort. . .
Renee Sintenis ist diejenige
deutsche Bildhauerin, die auf
dem Gebiet der Kleinplastik
einen fast einzig dastehenden
Erfolg gehabt hat. Sie ist bis
heute in der Darstellung von
»jungem Getier« unübertroffen
geblieben: die hochbeinigen Fül-
len, die kleinen Rehkälbchen
und Lämmer, die aus ihrer Hand
hervorgingen, zeigten so viel
herzhafte Tier-Liebe und Sinn
für zartes, junges Leben, daß
sie überall verstanden wurden.
Es ist eine männlich-großzü-
gige Hand darin und weiblich-
mütterliches Gefühl. Fast kann
gesagt werden, daß Renee Sin-
tenis das Tier für die Plastik
neu entdeckt hat: frisch ist ihr
Gefühl für das struppige, unver-
niedlichte An-Sich des Tierwe-
sens, so stark die Liebe, die
gleichwohl den Bogen zu den
»unbekannten Brüdern« hinüber
schlägt. Moderne Lebens-
kenntnis ist es, was hier spricht.
Die Abbildung S. 439 zeigt eine
Selbstporträt-Maske von 1932.
Es ist eine feine »Dichtung in
Prosa«. Die Oberfläche malerisch
bewegt,darunter ein gespannter,
edler Aufbau der Formen, im
ganzen ein Ausdruck von gelas-
sener, zeitentrückter Stille. Et-
was von dieser Gedämpftheit ist
auch in das Gemälde überge-
gangen, das die Künstlerin bei
der Arbeit schildert. . w. michel.
INNEN-DEKORATION
PROFESSOR E. R. WEISS - BERLIN-CHARLOTTENBURG. »GEMÄLDE«
»RENEE S1NTEN1S MODELLIERT DAPHNE«
DIE KÜNSTLERIN
UND IHR WERK
Plastik gehört zur Dingwelt;
insofern fügt sie sich den im
Raum vorhandenen Sachen gut
an. Zugleich führt sie ein Ele-
ment »Geist« mit sich; insofern
bringt sie etwas Neues in den
Raum und setzt in ihn erfri-
schende Akzente aus anderem
Bereich. Vielleicht darf man
sagen, daß gegenwärtig das In-
teresse an Kleinplastik imWohn-
raum zunimmt. Gut gewählte
Kleinplastik macht einen Raum
behaglicher und menschlicher,
sie spricht in ihm ein im engeren
Sinne menschliches Wort. . .
Renee Sintenis ist diejenige
deutsche Bildhauerin, die auf
dem Gebiet der Kleinplastik
einen fast einzig dastehenden
Erfolg gehabt hat. Sie ist bis
heute in der Darstellung von
»jungem Getier« unübertroffen
geblieben: die hochbeinigen Fül-
len, die kleinen Rehkälbchen
und Lämmer, die aus ihrer Hand
hervorgingen, zeigten so viel
herzhafte Tier-Liebe und Sinn
für zartes, junges Leben, daß
sie überall verstanden wurden.
Es ist eine männlich-großzü-
gige Hand darin und weiblich-
mütterliches Gefühl. Fast kann
gesagt werden, daß Renee Sin-
tenis das Tier für die Plastik
neu entdeckt hat: frisch ist ihr
Gefühl für das struppige, unver-
niedlichte An-Sich des Tierwe-
sens, so stark die Liebe, die
gleichwohl den Bogen zu den
»unbekannten Brüdern« hinüber
schlägt. Moderne Lebens-
kenntnis ist es, was hier spricht.
Die Abbildung S. 439 zeigt eine
Selbstporträt-Maske von 1932.
Es ist eine feine »Dichtung in
Prosa«. Die Oberfläche malerisch
bewegt,darunter ein gespannter,
edler Aufbau der Formen, im
ganzen ein Ausdruck von gelas-
sener, zeitentrückter Stille. Et-
was von dieser Gedämpftheit ist
auch in das Gemälde überge-
gangen, das die Künstlerin bei
der Arbeit schildert. . w. michel.