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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 44.1933

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Koch, Alexander: Im Zeichen des kulturellen Wiederaufbaus!
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https://doi.org/10.11588/diglit.10797#0013

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IM ZEICHEN DES KULTURELLEN WIEDERAUFBAUS!

IN allen Geistern regt sich heute ein gesteigertes Vertrauen. Der deutsche
Mensch beginnt wieder an sich zu glauben — und wenn Hoffnung etwas
ist, was den Menschen stark macht, so haben wir Grund, getrost zu sein.

Eine geistige, eine kulturelle Erneuerung ist der erste Schritt, den
wir in die hellere Zukunft hinaus tun müssen. Die wichtigste Rolle wird
dabei die Kunst zu spielen haben. Die Kunst führt immer die echtesten
Kräfte der Nation mit sich. Die Kunst ist das Feld, auf dem die Vorent*
Scheidungen über die künftige Kultur fallen werden!

Die Entwicklung der Kunst vollzieht sich in einem Tempo, dem das
mit Kunstdingen weniger in Berührung kommende Durchschnittspublikum
nicht mehr folgen kann. Sicherlich ist hier ein großer Teil der bemittelteren
Stände von einer gewissen Schuld nicht freizusprechen. Man ist wohl über
die Existenz der Kunstzeitschriften unterrichtet — die trotz aller, bei*
nahe unüberwindlicher Schwierigkeiten mit hartnäckiger Ausdauer, im
Bewußtsein der Bedeutung ihrer Aufgabe, die notwendige Vermittlung
zwischen Kunst und Publikum vollziehen. Aber man bedient sich
vielfach noch allzuwenig dieser Quellen für die praktische und seelische
Einstellung und begnügt sich mit leichter, seichter Lektüre. Es fehlt so vielen
Begüterten noch der ernstliche Wille, über Dinge der schönen Künste mit?
reden zu können und über Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst,
Kunstgewerbe und alle künstlerischen Fragen ständig orientiert zu sein.

Es war das schlimmste Zeichen für den Schaden, den das vergangene
Jahrzehnt uns angetan hat, daß einzelne Schichten unseres Volkes sich von
einer Gleichgültigkeit den Kulturdingen gegenüber ergreifen
ließen. Sie glaubten auf Kunst und Kunstpflege verzichten zu können und
wußten nicht, daß sie damit Werte preisgaben, die nicht nur das eigene
und das nationale Geistesleben nähren, sondern an die letzten Endes auch
alles materielle Gedeihen gebunden ist. Warum? Weil Kunst auf
Hoffnung, auf Mut und Seelenstärke hinwirkt, da sie ihnen ja entstammt.
Weil der kunstlose Mensch auch ein verzagter, im Lebenskern gebrochener
Mensch ist. Kein Lebensaufschwung ist möglich, wenn wir fortfahren, in
der bisherigen Weise die Kunst zu verleugnen! Aber das Höchste und
 
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