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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 44.1933

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Michel, Wilhelm: Das Zimmer der heranwachsenden Kinder
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https://doi.org/10.11588/diglit.10797#0078

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DIE ZIMMER DER HERANWACHSENDEN KINDER

Schon lange vor Ende des Kindesalters wird der
eigene Wohnraum zur wichtigen Angelegenheit
des jungen Menschen. Nicht nur der eigene Schlaf-
raum wird beansprucht; alle frühen Selbständigkeits-
triebe des Knaben, des Mädchens drängen mit Leiden-
schaft auf eine eigene kleine Welt. Das Arbeiten, das
Lernen, das Lesen und Besuch-Empfangen im eige-
nen Zimmer — eine Folge von oft sich erneuernden
Hochgenüssen und Selbstgefühlen.

Fein hat Reinhold Stotz in seiner hier veröffent-
lichten Wohnung das Zimmer der Tochter (Abb.
S- 52, 53, 60, 61) und das Zimmer des Sohnes (Abb.
S. 62 — 65) individualisiert. Gemeinsam ist beiden,
daß sie jede Neigung zum Überpflegten vermeiden;
denn das würde dem jugendlichen Alter wider-
sprechen. Aber dafür ist im Zimmer der Tochter
Heiterkeit, Behagen und eine feine, schlichte Eleganz.
Schleiflack in Elfenbein und Beige, dazu die Gold-
töne von Kirschbaumholz an Tisch und Stühlen. Die
Bogennische, in der das Fenster liegt, spendet dem
Raum Schwung und Haltung, leitet weiter zum ein-

gebauten Sekretär, der zugleich ein Lesetischchen
im Zusammenhang mit dem anschließenden Bett
hergibt (S. 52 und 53). Das ist reizvoll in einen Al-
koven gesteckt und nett verkleidet. Tisch, Sofa und
Stühle geben den Rahmen für heitere Jungmädchen-
Geselligkeit, der auch die Farbenfreudigkeit des
Leinenbezugs zustatten kommt (S. 60 und 61).

Ein Junge liebt schon früh das Praktische, das
zweckmäßig Zusammengepackte im Eigenraum
(Ideal: Schiffskabine, Blockhaus oder so was). Der
kräftige Arbeitstisch mit der gedoppelten Platte —
großartig (Abb. oben und nebenstehend). Das Bett
phrasenlos und behaglich in der Ecke (Abb. S. 62
und 63), Kleider- und Wäscheschrank samt Bücher-
schränken eingebaut und massiv, das ganze Mobiliar
in hellem Rüsternholz, aber auf weniger schonungsbe-
dürftige Nußbaumsockel gestellt, alle Dinge sachlich
und klar in der Form — da kann man hausen und
sich beizeiten als Mann fühlen. In beiden Räumen hat
der Architekt gezeigt, daß er um das Wohnbedürf-
nis junger Menschen vortrefflich Bescheid weiß. w. m.
 
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