Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 44.1933

DOI Artikel:
Glas aus den Bimini-Werkstätten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10797#0084

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7 0

INNEN-DEKORATION

GLAS AUS DEN BIMINI-WERKSTÄTTEN

Die Bimini-Werkstätten suchen allmählich in dem
durch den Untergang der ruhmreichen »Wiener
Werkstätte« entstandenen Vakuum ihr Wirkungs-
feld auf die verschiedensten Gebiete auszubreiten. Zu
den bisherigen Abteilungen — Glasbläserarbeiten,
Keramik, Möbel — kommt jetzt eine neue hinzu, die
noch im Ausbau begriffen ist: Metallarbeiten aus
Messing und Nickel, unter Leitung des Architekten
Josef Berger.

Ihren ursprünglichen Weltruf aber verdanken die
Bimini-Werkstätten der Keimzelle ihrer Betätigung:
jenen zarten und phantastischen Gebilden aus gebla-
senem Glas, mit denen ihr Begründer Fritz Lampl
zuerst hervortrat und die allgemein Aufsehen erreg-
ten. Es ist charakteristisch, daß Fritz Lampl nicht von
der Praxis herkam. Aus den Kreisen des erstarrten,
stagnierenden Glasbläserhandwerks, das von einer in
kargen Verhältnissen den Kunst-Zentren fern leben-
den Bevölkerung betrieben wird, und dessen Bedeu-
tung lediglich in der Arbeit für den praktischen In-
dustriebedarf lag, wäre eine Erneuerung der künst-
lerischen Tradition diesseits der Alpen kaum zu

erwarten gewesen. Fritz Lampl ist Außenseiter und
Autodidakt: ähnlich wie R. A. Schröder ist er von der
Literatur her zum Kunstgewerbe gekommen. Er
war Schriftsteller und gehört mit Franz Werfel und
Albert Ehrenstein zu den Begründern des ersten
Autorenverlags: des Wiener Genossenschaftsverlags.

Wiener Geist und Wiener Geschmackskultur haben
sich in den Bimini-Gläsern der alten handwerklichen
Tradition verbunden. Wir zeigen hier einige beson-
ders schöne Exemplare der neuen Erzeugnisse. Die
Orchideenvase oben links ist aus zartem anlaufen-
dem Rosaglas geblasen, die Schale oben in der Mitte
aus hellem Rubinglas, die Vase oben rechts aus
durchsichtigem Topasglas mit starken Stäben aus
dem gleichen Glas, die auf den Vasenkörper gezeich-
net und verdreht werden. Die Schalen und Kelche
der unteren Reihe sind, mit Ausnahme des zweiten
Stückes von links, einer Schale aus schwarzem Glas
mit ausgelegten Silberfäden, aus Chrysoprasglas ge-
blasen, und zwar so, daß die Form durch Rotations-
bewegung des Glases in der Flamme frei entsteht,
ein Vorgang von höchstem handwerklichem Reiz. M. H.
 
Annotationen