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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 44.1933

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Hofmann, Herbert: Beziehung zwischen Innenraum und Möbel
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https://doi.org/10.11588/diglit.10797#0142

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128

INN EN-DEKORATION

l.UDWIü KOZMA »DAMENZIMMER«

SCHWARZ, WEISS SILBER, GRAU

BEZIEHUNG ZWISCHEN INNENRAUM UND MÖBEL

VON DR. HERBERT HOFMANN - LEIPZIG

Die Beziehungen zwischen Architektur und Mo-
biliar sind technischer und ästhetischer Natur -
im letzten ihres Wesens begründet durch ein künst-
lerisches Allgemeingefühl, das die einzelnen Epochen
beherrscht und die Harmonie der Teile bestimmt.
Haus, Innenraum und Mobiliar spiegelten in den
historischen Stilepochen die Geschlossenheit eines
großen Kulturbewußtseins, die schöpferische Aus-
strahlung einer in noch keine Problematik verirrten
Lebensform.

Die jüngste Gegenwart erweist wieder reiner und
ehrlicher als voraufgegangene Jahrzehnte jene grund-
sätzlichen Gleichlagerungen von Architektur und
Mobiliar. Der Architekt ist der Führer der Bewegung,
die einen in sich morsch gewordenen, dekorativ ent-
arteten Eklektizismus mit der programmatischen
Forderung nach den Elementen der Form, gleichsam
nach dem Ursein ihrer Gehalte, überwand. Um einen
neuen Weg zu beschreiten, konnte ein falscher nicht
fortgesetzt oder umgebogen, sondern mußte jener
neue ganz von vorn — von den Elementen an — be-
gonnen werden. Was brutal revolutionär erschien,
war also im Tiefsten seines Strebens nichts anderes

als eine Reaktion von mitleidsloser Konsequenz!

Der Kubus wurde Grundform der Gestaltung. Alle
Angst vor seiner Diktatur, vor der Entseeltheit seiner
nüchternen Mathematik offenbarte eine beschämende
Ahnungslosigkeit gegenüber den natürlichen Ent-
wicklungsgesetzen. Heute wird man darüber nicht
mehr streiten, daß wir ohne den »Radikalismus« ver-
gangener Jahre uns niemals der Ergebnisse einer
neuen Wohnungskultur hätten erfreuen können, wie
sie uns heute in der Raumgestaltung wie in der Ein-
zelform des Möbels so selbstverständlich, so ungekün-
stelt auf den Menschen bezogen, so freiheitlich ent-
gegentritt. Entwicklungen der neuen Form liegen
hinter uns. Wer Typisierung fürchtete, findet ausge-
prägteste Individualleistungen. Wer die Allmacht
der Maschine voraussah, stößt auf unvergängliche,
unverdrängbare handwerkliche Arbeit.

Die neue Form ist eine europäische Angelegen-
heit. Man hat angesichts ihres Ursprunges kein Recht,
nach landschaftlichen Unterschieden zu fragen. Es
gibt nur die individuelle Leistung. Ihr Wert, der Grad
ihrer Ausgereiftheit und der Folgerichtigkeit ihrer
geistigen Haltung sind in ihr selbst beschlossen. —
 
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