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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 44.1933

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Weil, Johann: [Die Entwicklungsgeschichte des Beleuchtungswesens]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10797#0160

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146

INNEN-DEKORATION

DIE Entwicklungsge-
schichte des Beleuch-
tungswesens: Kienspan, Öl-
lampe, Kerze, Petroleum-
lampe, Gasbeleuchtung und
in den letzten Jahrzehn-
ten die elektrische Glüh-
lampe hat an der Gestal-
tung der Beleuchtungskör-
per wesentlichen Anteil.
All diesen Perioden gemein-
sam ist das Streben der
Menschen gewesen, die
zweifache Funktion jedes
Lichtträgers zu erfüllen:
bei Tag möglichst dekora-
tive Wirkung, bei Nacht
möglichst viel Licht. Schon
die Wandringe, welche die
Fackeln trugen, waren mit
Verzierungen versehen, um
bei Tageslicht ein wenig zu
wirken. Und die ersten
elektrischen Kohlefaden-
lampen waren für die Zeit
ihres Entstehens (um 1890)
ein neues Dekorationsmit-
tel. Unterhalb des Gaslü-
sters oder in der Mitte des
Petroleumlüsters hat die
elektrische Beleuchtung
ihren Platz im Heim gefun-
den. (In wie vielen Woh-
nungen hat sich dieses
Ehrenplätzchen noch bis in
die Gegenwart erhalten?)

»Wie eine Märchenprin-
zessin strahlt die weißglü-
hende Metallspirale aus
ihrem gläsernen Behälter
ihr Licht in den Raum«,
sagt ein poetischer Schrift-
steller von der Glühlampe.
Wir müssen nur dieses
Licht richtig lenken, ab-
schirmen, verteilen und pfle-
gen, um aus dem kleinen
Wunderwerk menschlichen
Geistes die höchsten Vor-
teile zu gewinnen.

Die lichttechnischen Ar-
ten der Beleuchtungsmög-
lichkeiten sind folgende:
direkte, halbindirekte und
indirekte Beleuchtung.

Die direkte Lichtstrah-
lung tritt ein, wenn Boden
und Wände, aber nicht die
Decke beleuchtet wird.

GÜNTER SCHULZ. RING-, STAB- UND GROSSE KRONK

Halbindirekte Beleuch-
tung erreicht man, wenn
der größere Teil des ausge-
strahlten Lichtes von der
weißen Decke reflektiert
wird, der kleinere Teil durch
lichtstreuendes Material
auf Wände und Boden
fällt. Ganz indirektes
Licht wird durch vollkom-
mene Zerstreuung des Lich-
tes erzielt, so daß keine
Schatten entstehen.Bei voll-
kommen zerstreuter Be-
leuchtung wird das Raum-
gefühl unsicher; ebenso wie
bei ganz direkter Beleuch-
tung des Raumes scharfe
Schlagschatten, also starke
Kontraste, das Auge schä-
digen und störend wirken.

Die Sachlichkeit in der
Formgebung des Beleuch-
tungskörpers darf nicht zur
schmucklosen Nüchternheit
ausarten. Ohne vergangene
Stilepochen nachzuahmen,
muß in dem Entwurf eines
Lichtträgers Herz und Ge-
fühl offenbar werden. Eine
die Form und die Wirkung
unterstützende Gestaltung,
organisch verwachsen mit
dem Wesen des Konstruk-
tiven, wird den allzu nüch-
tern gewordenen Beleuch-
tungskörper wieder anzie-
hender gestalten. Die Trok-
kenheit der Formen aus den
konstruktiven Elementen
Rohr, Kugel und Scheibe
immer wieder zusammen-
gestellt, kann in etwas ge-
hobenerer Umgebung nicht
befriedigen. Die Heimlich-
keit eines Wohnraumes
wird gesteigert, wenn der
Beleuchtungskörper eine
schmuckvolle Form besitzt.
Die harte, herzlose Bear-
beitung des glatten Mate-
rials führt zu ästhetischen
Trostlosigkeiten. Man soll
schöne, leichte Formen
schaffen, die Wärme und
Freude ausstrahlen. —

Aus: Johann Weil »Zeit-
gemäße Beleuchtung« Michael
Winckler-Verlag, Wien-Leipzig.
 
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