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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 44.1933

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Herrmann, Trude: Zeitgemässe "Beschränkung"
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https://doi.org/10.11588/diglit.10797#0173

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INNEN-DEKO RATION

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ZEITGEMÄSSE »BESCHRÄNKUNG

Sicherlich hat die Bezeichnung »Schrank« einen
ursprünglichen Zusammenhang mit dem Wort
»beschränken«. Schrank: das ist die Beschränkung
vieler Dinge auf einen Platz, oder - wie es früher war -
auf eine Reihe von Plätzen. Auf Kleider-, Wäsche-,
Schuh-, Hutschränke, jedes selbständig für sich und
von den anderen Wänden oder Zimmern weit getrennt.
Und wenn man z. B. zu einem Spaziergang rüstete,
spazierte man schon vorher beim Ankleiden viele
Gänge zwischen diesen einzelnen Schrankspeziali-
täten hin und her. Das war nicht praktisch! Und weil
es nicht praktisch war, war es selbstverständlich, daß
die moderne Raumkunst, aus ihrem obersten Grund-
satz: das Formschöne mit dem Nützlichen zu verbin-
den, oder besser: für das Zweckmäßige die schönste
Form zu finden, sich des reformbedürftigen Schrank-
problems annahm.

Sie vereinigte die vielen Einzelbehältnisse, Spinde,
Kommoden, Schränke und Schränkchen zu einem
Möbel. Der verhältnismäßig geringe Raumaufwand
ließ sich durch geschickteste Raumausnützung er-
möglichen. Die breiten, tiefen Fächer und Schieben

von einst werden in viele kleinere, flache aufgeteilt
und damit eine größere Ordnung und Übersicht ge-
schaffen. Früher einmal, als man sein Aussteuergut
in hohen Bergen schwerer Leinenstücke im Wäsche-
schrank häufen mußte, mögen auch die hohen Tei-
lungen berechtigt gewesen sein. Heute stapelt man
kaum mehr derartige Vorratsmengen, und die mo-
dernen, dünnen Gewebe lassen die Dutzend- oder
Halbdutzendbündel ohnehin zusammenschrumpfen.
Man braucht auch heute nicht mehr auf der Suche
nach irgend etwas in abgrundtiefen Schieben zu wüh-
len oder mit ausgestrecktem Arm in dunklenSchrank-
regionen herumzufingern - man zieht die einzelnen
Fächer und Laden ganz einfach vor, und das Ge-
wünschte präsentiert sich in Griffbereitschaft. Und
welch erstaunliches Vielerlei ein solches Möbel in
sich aufzunehmen vermag!

Noch idealer ist die Problemlösung des in die Wand
eingelassenen Schrankes, in den man sogar hinein-
gehen kann (Abbildung Seite 160). Er verkörpert
die vollkommenste »Beschränkung« unserer zeitge-
mäß beschränkten Räume! tkude herrmann-bkri.in.
 
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