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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 44.1933

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"Gerade" das Schlafzimmer...
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https://doi.org/10.11588/diglit.10797#0218

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204

INN EN-DEKORATION

GERADE« DAS SCHLAFZIMMER...

Immer noch sehr oft gehörte Schlafzimmer-Defi-
nition: »Der Raum, in dem man ja nur schläft! . . .«
Mit fühlbarem Unterton von minderer Wertschät-
zung. »Nur« schläft!

Und unter absoluter Betonung dieses Zweckes hat
man ihn auch Generationen hindurch nach unver-
brüchlich feststehendem Reglement möbliert: Bett,
Nachttisch, Schrank, Waschtisch, Frisiertoilette,
Stuhl. Das Zugeständnis an Behaglichkeit gipfelte
eventuell in einer Chaiselongue zum Nachmittags-
schlaf, zu dem eine Kisseninschrift »Nur ein Viertel-
stündchen!« starr und unverknüllt unentwegt zu
mahnen pflegte. Seltsam, die Sachlichkeit, die in allen
anderen Räumen in einer Flut von Kleinmöbeln, in
— mißverstandenem — Zierat und im horror vachi
ertrank und dort erst viel später ihren anfänglich an-
gefehdeten Einzug hielt, feierte hier, im Schlafzim-
mer, schon zu damaliger Zeit Triumphe. Und als man
endlich daran ging, sein starres Einrichtungsschema
aufzulockern und zu erweitern und die neue Form
des »Wohn-Schlafraumes« fand, geschah es keines-
falls aus dem Anlaß, dem Schlafzimmertyp ganz all-
gemein eine behaglichere, wohnlichere Note zu geben,
sondern um der Raumnot gehorchend und der Ver-
einfachung des Lebensstils entsprechend eine zeit-
gemäße Einzimmer-Kombination zu schaffen.

Womit - von Raumgründen abgesehen - der
kombinierte Wohn-Schlafraum keineswegs als Ideal-
lösung proklamiert sei! Zweifellos, eine gut gearbei-
tete und bequeme Couch vermag ein Bett fast voll-
wertig zu ersetzen. Aber: ein Schlafzimmer bedingt
seine ganz besondere und arteigene Atmosphäre.

Es ist die Umgebung, aus der man am Abend seine
letzten Eindrücke in den Schlaf mit hinübernimmt.
Die etwas von der beruhigenden und glättenden Ent-
spannung ausströmen muß, die man in diesen Wän-
den finden will und soll. Und es ist andererseits zu-
gleich der Raum, in dem man erwacht, den neuen
Tag beginnt, und der uns - wenn auch nur unterbe-
wußt - allmorgendlich die ersten und für den ganzen
Tag entscheidenden Stimmungseinflüsse vermittelt.
Und deshalb sollte er heiter sein und beschwingt, an-
regend und aufmunternd. Diese zwiespältigen An-
forderungen verlangen ein doppeltes Maß von liebe-
vollem Interesse und sachkundigem Verständnis bei
der Ausstattung.

Es ist wohl überflüssig, zu betonen, daß dem
Schlafzimmer, ebenso aus psychologischen wie aus
hygienischen Gründen, der schönste, luftigste und
freundlichste Raum der Wohnung gewidmet werden
sollte. Mit breiten Fenstern, die der Vorhang nur um-
rahmt, um Licht, Luft und Sonne unbehinderten Ein-
 
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