Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 44.1933

DOI Artikel:
Die schöne Wand: Ausstellung der Vereinigung "Wiener Frauenkunst"
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10797#0225

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DE KOR AT ION

211

DIE SCHÖNE WAND

AUSSTELLUNG DER VEREINIGUNG »WIENER FRAUENKUNST«

Das Thema ist zeitgemäß. Die Architektur hat
seit Adolf Loos damit zu tun gehabt, eine über-
ständige Ornamentik abzubauen. Als das geschehen
war, glaubten die Architekten, aus der Not eine Tu-
gend machen zu dürfen. Sie predigten Askese. Der
leere Raum, die leere Wand wurde Selbstzweck.

Aber die Menschen machten nicht mit. Sie lehnten
die »Wohnmaschine« ab und verlangten - auf die
Gefahr hin, für sentimental und rückständig zu gel-
ten - ein Heim. Damit meinten sie eine Umgebung,
die zum Bewohner spricht. Das heißt, sie appellierten
an die Kunst, auch wenn sie nicht nach Kunstwerken
im strengen Sinne des Wortes fragten. Kunst kann
in der unscheinbarsten Form auftreten. Vielleicht ist
sie sogar heute willkommener, wenn sie sich dem
Menschen in der Gestalt dekorativer Werte nähert,
als wenn sie frei in Gemälde und Plastik auftritt.

Deshalb war es vernünftig, daß die Vereinigung
»Wiener Frauenkunst«, die unter ihrer rührigen Prä-
sidentin Fanny Harlfinger in den letzten Jahren
schon viel Gutes geleistet hat, sich heuer mit der
Genossenschaft der Maler zusammengetan und im
Österreichischen Museum für Kunst und Industrie
eine werkkünstlerische Ausstellung veranstaltet hat.
Man führt verschiedene Möglichkeiten künstlerischer

1933. VI. 4

Wandgestaltung in der Praxis vor. Da das Ganze in
der Hand von Frauen liegt, erhält es eine eigene herz-
liche Atmosphäre, und da diese Frauen Wienerinnen
sind, herrscht ein überaus kultivierter Geschmack.
Liane Zimbler, die Chefarchitektin, hat den Rahmen
geschaffen; ihre Raumdisposition ist klar durchdacht.
Die Farben, die sie gewählt hat, sind durchwegs
heiter und harmonisch aufeinander abgestimmt.

Den Mittelpunkt der Anlage nimmt eine Kunst-
handlung ein, deren Auslage geschickt als malerischer
Durchblick verwertet wird (Abb. S. 214 unten). Man
bekommt dort in wirksamer Anordnung Bilder, Pla-
stiken und Graphik zu sehen. Da sind schöne Still-
leben von Grete Wilhelm, ausdrucksvolle Landschaf-
ten von Hertha Strzygowski, qualitätvolle Blumen-
stücke von Maria Clementschitsch und interessante
Veduten von Frieda Knorr. Ernste Aufmerksamkeit
verdienen die stilstrengen Holzschnitte von Anny
Schroeder. Gute Plastiken gibt es von Maria Pauli-
Rottler, Hanna Gärtner, Anny Groß und Susi Singer.
Besonders die zierlichen Keramiken der letzteren fes-
seln durch ihren Reichtum an geistreichen Einfällen.
Vorzügliche Arbeiten sind ein großer Gobelin von
Ena Rottenberg und drei gestickte Wandbehänge von
Hertha Sladky. Sie verbinden dekorative Kraft mit
 
Annotationen