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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 44.1933

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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Von der Vereinfachung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10797#0319

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INNEN-DEKORATION

305

VON DER VEREINFACHUNG

Unsere Zeit spart auf allen Gebieten, erspart
Material, erspart Arbeitskräfte auch in der
Wohnkultur. Man denke: Ein Waschtisch alten
Stiles setzte sich gewöhnlich aus 19 Teilen zusammen:
2 Waschbecken, einem großen und einem kleinen,
einem Seifennapf mit Deckel und Siebeinsatz, einer
Schwammschale mit Siebeinsatz, einer Zahnbürsten-
schale mit Deckel, einer Wasserkaraffe mit Stöpsel
und zwei Gläsern, einem großen und einem kleinen
Wasserkrug, einem Eimer mit Abgußdeckel und
einem Metalltopf für heißes Wasser. Diese 19 Einzel-
teile mußten zum mindesten einmal täglich gereinigt
werden, gingen alle durch die Hände eines dienst-
baren Geistes, bisweilen - bei starker Benutzung -
mehrere Male. Die Waschbecken mußten entleert,
die Krüge gefüllt werden, wozu immer wieder ein
größerer oder kleinerer Zeitaufwand erforderlich ist.
Der moderne Waschtisch mit seinem fließenden
Wasser besteht aus einem einzigen Stück, das den
ganzen Waschtisch und 18 seiner Teile ersetzt -
d. h. alle außer dem Wasserglase. Einige wenige
Griffe genügen, um ihn zu reinigen.

Ähnlich ist es mit dem Schreibtisch gegangen.

Die alte Zeit brauchte Tintenfässer, Federschalen,
Federbüchsen, Federmesser, Sandstreuer, Siegellack,
Petschaft, Federhalter mit Stahlfedern, wenn nicht
Gänsekiele, ein Schächtelchen mit Oblaten, eine
Flasche mit Gummi, eine Hasenpfote, einen Leuchter
mit Kerze, einen Löscher, um nur die Hauptsachen
zu nennen; die Schreibtische waren zu Sekretären
ausgebaut mit zahllosen Schubfächern wie ein Ge-
würzladen für die mannigfachsten Papiere und Um-
schläge, für Schreibbedarf aller Art, Scheren und
Lineale. Uns genügt ein Tintenfaß oder ein Füll-
federhalter, eine Unterlage aus Löschpapier und ein
Block Papier - wofern wir nicht die Schreibmaschine
vorziehen, ein Plätzchen an irgendeinem Tische -,
um das wichtigste Dokument niederzulegen.

Die Beleuchtung der alten Zeit, mochte sie aus
Öllampen mit Uhrwerken, Zylindern und Glocken,
aus Petroleum- oder Spirituslampen mit ähnlichem
Beiwerk bestehen, war auch nichts weniger als ein-
fach. In einem großen Hause, in dem es viele Räume
zu beleuchten galt, war ein Bursche täglich viele
Stunden beschäftigt, alle Lampen zu füllen, sie zu
reinigen, die Dochte zu beschneiden, die Glaskuppeln
 
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