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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 44.1933

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Weiss, F.: Die neuzeitliche Wohnung und der Perserteppich
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https://doi.org/10.11588/diglit.10797#0369

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INNEN-DEKORATION

355

DIE NEUZEITLICHE WOHNUNG UND DER PERSERTEPPICH

Dem modernen Menschen die moderne Woh-
nung!, »Fort mit allem, was nicht unmittelbar
dem Wohnbedürfnis dient!« Nippes und Bilder, Bron-
zen und kunstgewerbliche Geräte, sie fielen fast alle
dem Sturm zum Opfer.

Aber seien wir ehrlich: Kommt unser ästhetisches
Gefühl dabei nicht ein wenig zu kurz? Verlangt nicht
der puritanisch einfache, zum Teil schon einförmige
Stil, verlangen nicht die glatten, standardisierten
Möbeltypen und Beleuchtungskörper nach Belebung,
nach Erhöhung durch etwas Lebendiges?

Es ist darum keinesfalls ein Zufall, daß wir heute
mehr denn je Blumen in den Wohnungen finden. Die
Blumen - sie sind das Lebendige. Mögen es blühende
Schnittblumen sein, die wir auf den gedeckten Tisch
stellen oder grüne Blattpflanzen in grotesken Blumen-
ständern, sie bringen ein Element des Schmückenden
und Frohen in die Nüchternheit der heutigen Wohnung.

Noch wichtiger aber sind die Teppiche. Auf sie
scheint sich die ganze Liebe der modernen Innenaus-
schmückung zu konzentrieren. Es ist so, als müßte
am Bodenbelag das gutgemacht werden, was bei der
Wandausschmückung vergessen wurde. Tatsächlich
vermag ein geschmackvoller Boucleteppich dem

Raum ebenso eine warme Note zu verleihen wie ein
paar apart zusammengestellte Fleckerlteppiche oder
ein farbenfreudiger handgewebter Teppich. Unver-
drängbar aber ist und bleibt - der Perser.

Warum gerade der Perser? Nun, weil er das Pro-
dukt einer Volkskunst ist, die wie jede Volkskunst
durch Jahrtausende alte Tradition geadelt wurde.
Die Perser haben zu allen Zeiten.mit Vorliebe die
Gegenstände des täglichen Gebrauches geschmückt.
Ihre Metallgeräte, ihre Spiegel und ihre Töpferwaren
legen davon beredtes Zeugnis ab. Der Teppich wurde
zwar nicht von ihnen erfunden, allein ihre Freude
am Ornament führte zu der erstaunlichen Höhe der
persischen Teppichweberei.

Man unterscheidet zwei Arten von Perserteppichen
— den Gelim oder gewebten Teppich, der entweder
ganz aus Wolle ist oder aus Wolle und Baumwolle
erzeugt wird, und den Gali oder Knüpfteppich, der in
der Regel ganz aus Wolle besteht. Die Qualität des
Teppichs hängt nicht nur von der Qualität des ver-
wendeten Materials ab - man verarbeitet neben
Schaf- und Ziegenwolle auch Kamelhaar, seltener
Seide —, sondern auch von der Beschaffenheit der
Farbstoffe. Wem sind noch nicht die leuchtenden
 
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