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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 44.1933

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Sobotka, Walther: Organisation des Wohnbetriebs
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https://doi.org/10.11588/diglit.10797#0423

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INNEN-DEKORATION

409

ORGANISATION DES WOHNBETRIEBS

VON ARCHITEKT WALTHER SOBOTKA

Bei der Beurteilung von Interieurs gibt es vielerlei
Gesichtspunkte und Einteilungsgründe. Dies zeigt
sich schon in der Fülle der möglichen und oft gehör-
ten Gegenüberstellungen — wie »malerisch« gegen
»architektonisch« oder »romantisch« gegen »purita-
nisch«, »dekorativ« gegen »sachlich« usw., die meist
der Terminologie des Kunstkritikers angehören. Das
laienhafte Publikum wiederum macht mit Vorliebe
die Unterscheidung zwischen »wohnlich« und »nüch-
tern« - alles Begriffe, die einer rein optischen Be-
trachtung entspringen und sich bei näherer Unter-
suchung als unverläßliche Kriterien erweisen: oft
wird ja mit Sachlichkeit Romantik betrieben, mit
architektonischer Strenge dekoriert und Konstruk-
tivismus ist oft getarnte Ornamentik - ein unweg-
sames Gestrüpp von Wechselbeziehungen, welches
das Bild verschleiert und die Begriffe selbst verwirrt.
Und was die »Wohnlichkeit« betrifft, so wird der Be-
wohner eines Raumes bald entdecken, daß z. B.
ein Erkerplatz oder eine Eckbank als »Inbegriff der

1933. XII. 2

Wohnlichkeit« nur objektiv vorhanden war und sub-
jektiv beurteilt eine unbequeme Sache ist. Man ver-
setze sich in die Situation des Zuschauers vor einem
Bühnenbild. Sind hier mit Recht alle Kunstmittel
dazu verwendet, um mit gewollten Stimmungswerten
die Handlung symbolhaft vorzubereiten und zu be-
gleiten, und dies nur für die objektive Betrachtung
aus dem Zuschauerraum, so dienen sie eben auch
beim Wohnraum der Wirklichkeit einem bedeuten-
deren Zweck, der aber nur subjektiv von der darin
handelnden Person selbst oder einem, der sich in ihre
Lage zu versetzen versteht, empfunden werden kann.
Die Mittel zum Zweck verlieren ihre Bedeutung für
die Kritik, die Frage nach dem Zweck aber ist zu-
gleich die Frage nach dem Inhalt und Wert eines
Raumes und ermöglicht überhaupt erst eine Beur-
teilung, die, über den optischen Eindruck hinaus-
gehend, den Unterschied aufdeckt zwischen einem
nur auf Ausstellungswirkung und einem für das wirk-
liche Leben geschaffenen Raum. Dieser Gegensatz,
 
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