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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 44.1933

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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Kronleuchter - Lichtkronen
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https://doi.org/10.11588/diglit.10797#0441

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INN EN-DEKORATION

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KRONLEUCHTER - LICHTKRONEN

Die von der Mitte der Zimmer oder der Festsäle
ausgehende Raumbeleuchtung hat das Kunst-
gewerbe von jeher beschäftigt und ihm Gelegenheit
zu vielen sinnigen Erfindungen gegeben. Uner-
müdlich hat man die verschiedensten Materialien
herangezogen, um Lichtbringer zu schaffen, die nicht
nur zierende, sondern auch lichtmehrende Wir-
kungen besaßen. So wählte man schon frühzeitig
blankes Metall, Messing und Goldbronze, um dem
zitternden und zuckenden Spiel des Kerzenscheins
einen Widerschein zu verleihen. Man denke an die
stattlichen Messingkronen der späten Renaissance
mit ihren Kugeln als Reflektoren in alten Kirchen.
Die endgültige Lösung des Problems einer idealen
Festbeleuchtung hat freilich erst die unerhörte Orgie
aller raumschmückenden Künste, die Barockzeit, ge-
bracht: Sie zeitigte als üppigste Bereicherung der Be-
leuchtungskunst die Verwendung geschliffenen Kri-
stallglases für die Kronleuchter der fürstlichen Ge-
mächer und löste damit die Aufgabe der Herstellung
eines, selbst die bescheidenste Lichtquelle mächtig
verstärkenden Beleuchtungskörpers in bisher uner-

reichter Weise. Daß diese Lösung möglich war, lag
in den Fortschritten der Kunstglaserzeugung und der
Glasschleiferei, die schon in der Renaissance Venedig
Weltruhm verschafft und Frankreichs und Deutsch-
lands Bestrebungen vorwärts gepeitscht hatten. Was
dann in den Tagen des Rokoko und Empire an herr-
lichen Kronleuchtern geschaffen worden ist, davon
legen die Schlösser ganz Europas noch immer ein
beredtes Zeugnis ab. Betrachten wir sie: Graziöse
Gehänge von irisierenden Prismen, die sich leicht von
durchbrochenen Goldringen zu größeren, von Schein-
diamanten durchsetzten Reifen senken, stalaktitische
Tropfengebilde, die sich in dichten Reihen blitzend
nach unten verjüngen, nachgebildeter Federputz aus
kunstvollen Brillanten in Metallfassung, der sich
blätterartig hinter die Kerzen stellt, damit der kleinste
Lichtfunke sein millionenfaches Echo findet, das sind
Wunder der Technik, wie sie Mutter Natur mit ihrem
besonnten Eiszapfenzauber an Wintertagen oder in
Tropfsteinhöhlen nicht schöner zu gewähren vermag.

Mit der Anwendung elektrischen Lichts hat unsere
Zeit die Möglichkeit zu noch größerer Steigerung
 
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