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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 46.1935

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Koch, Alexander: Vorwort
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https://doi.org/10.11588/diglit.10947#0011

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VORWORT

JEDEM EIN SCHÖNES HEIM

Seit Jahrzehnten bemühen sich die Architekten um das große Ziel, jedem
einzelnen Volksgenossen ein würdiges und behagliches Heim
zu scharfen. Sie haben gerungen um die beste Gestaltung der Siedlungs*
wohnung, der Kleinwohnung, des Heims für den alleinstehenden Erwerbs*
tätigen. Wieder und wieder haben sie die Stockwerkswohnung im gewöhn*
liehen Miethaus und sogar die Einraumwohnung bearbeitet, und das mit
dem breiten Bedarf so eng zusammenhängende Problem des Wohnungs*
Umbaus wurde manchen Raumkünstlern zur lockenden Sonderaufgabe.
Schon in den neunziger Jahren, also von den frühesten Anfängen an, war
die neue Raumgestaltung getragen von dem Grundgedanken: Jedem ein
schönes, ein form volles Heiml

Aber die bestimmte Art, in der sich heute unsrer Raumgestaltung
das Gefühl einer nationalen Gesamtverantwortung aufdrängt, ge*
hört doch der jüngsten Entwicklung an. Es ist kein Zweifel, daß diese
Gesamtverantwortung künftig in zunehmendem Grade, wie unsre künst*
lerische Arbeit überhaupt, so auch die besondre Arbeit unsrer Bau* und
Heimkünstler bestimmen wird.

Es hängt sehr viel davon ab, daß die Folgerungen, die sich daraus er*
geben, von vornherein richtig gefaßt werden. Ein bestes Maß von Be*
ziehung zwischen der Raumkunst und ihrem Volkszweck muß gefunden
werden. Wo liegt aber dieses beste Maß? Fordert es etwa, daß der ästheti*
sehe Wert aus unsrer Raumgestaltung verschwinde? Nein; aber er muß
künftig immer mehr als die Selbstverständlichkeit behandelt werden,
die er ist! Und weiter: Soll etwa der Raumkünstler künftig gehalten sein,
nur solche Dinge zu erdenken, die buchstäblich einem Jeden erschwing*
lieh sind? Nein; denn in jeder Kunst, sogar in jedem Handwerk, liegt der
Trieb, das Können zur edelsten Leistung emporzutreiben; und der
Kunst würde das Herz genommen, wenn man ihr diesen Trieb zur Höchst*
leistung abschneiden wollte. Man denke an die deutsche Möbelkunst der
Renaissance, des Biedermeier, man denke an alte Goldschmiedekunst, an
hochstehende Stickereien und Webereien früherer Zeit, an die kostbaren
Formen und Stoffe der alten Volkstrachten, an Töpferei und Glaskunst!
Da wollte und will der Meister sein Können auf dem Höhepunkt zeigen —
und nur dadurch sind seit je die rechten Wertbegriffe in der Kunst erar*
beitet worden. Wohl aber muß für unsere Wohnungskunst viel klarer als
bisher maßgebend werden, daß auch die höhere, die »reichere« Leistung
die Paßform des Volkszwecks behält — innerlich, indem sie aus Volks*
empfinden wächst, äußerlich, indem ihre Ergebnisse nutzbringend und
 
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