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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 46.1935

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Vietze, Alfred: Landhaus und Landschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.10947#0021

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INNEN-DEKORATION

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FRITZ GROSS »LANDHAUS IN MARIENBAD« BLICK VON DER HALLE AUF DIE TERRASSE

LANDHAUS UND LANDSCHAFT

Das Haus mag einstmals die Zuflucht vor den fin-
steren und unbegreiflichen Mächten der Natur
gewesen sein. Heute ist es dies nur bedingt und in be-
schränktem Maße, denn der Glaube an die Dämonie
der atmosphärischen Einflüsse ist einem aufgeklärten
Wissen gewichen. Gelegentlich wird das Haus gar
zum Zuschauerraum, der die Teilnahme an den groß-
artigen Ereignissen zwischen Himmel und Erde er-
möglicht. Im übrigen jedoch dient es dem zeitge-
mäßen Wohnen und dem Schutze des Eigentums.
Das zeitgemäße Wohnen schließt also die freie Natur
nicht aus von dem inneren Geschehen des Wohnens.
Es verlangt sogar nach der Erweiterung durch den
ungedeckten Raum der Umgebung.

Das städtische Eigenheim läßt die Hereinbeziehung
der Natur in steigendem Maße sichtbar werden. Selbst
das Mietshaus öffnet seine Hausfront, wie es vor dem
Kriege kaum der Fall war. Es besteht trotzdem ein
erheblicher Unterschied zwischen dem Landhaus und
dem Stadthaus. In der Stadt scheint die Leichtigkeit
der Lebensauffassung noch einigermaßen durch die
Gewohnheiten der Nachbarn gebunden. Im Landhaus
führt die Naturnähe zur Aufgabe der strengen Ver-

kehrsformen mit allen ihren Folgeerscheinungen. Sie
vereinfacht den Menschen, sie vereinfacht auch sein
Haus, ohne ihn zu zwingen, auf die Vorzüge einer
fortgeschrittenen Technik zu verzichten.

Das Landhaus ist keine Übergangsstufe zwischen
dem Bauernhaus und dem Stadthaus. Es ist vielmehr
eine Fortsetzung über das Stadthaus hinweg, be-
stimmt durch verstärkte Hereinbeziehung der Natur,
bestimmt mitunter durch die instinktiv erfaßte
bäuerliche Abstammung. Alle diese Umstände wirken
auf die Gesamtanlage des ländlichen, nicht bäuer-
lichen Besitzes ein. Der Umweg über die Stadt war
notwendig, um die Vorteile des ländlichen Lebens
sinnfällig zu machen.

Das Landhaus trägt innen wie außen typische
Züge. Es muß und darf jedoch nicht der landläufigen
Typisierung verfallen. Das Typische macht sich be-
merkbar in der Vergröberung der Form, in der Aus-
wahl der einfacheren Baustoffe, im Herauskehren
des Ländlichen. Es findet hier eine Annäherung an die
das Haus umgebende Landschaft statt. Diese Annähe-
rung wird verstärkt durch das gewollte Hereinholen
der Natur und das beabsichtigte Hinaustragen der all-
 
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