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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 46.1935

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Badefreude
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https://doi.org/10.11588/diglit.10947#0033

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INNEN-DEKORATION

21

stiftet. Eines Tages steht dann draußen vor den
Fenstern das schimmernde Naturbild »Erster
Schnee«: welch eine Beglückung schenkt es
der Saele, welch eine greifbare Festlichkeit
mischt es unserem Lebensgefühl bei!

In der Kette dieser täglichen Freuden
steht an wichtiger Stelle die Badefreude -
ein Fest für die Haut, ein ganzes Gefüge von
erfreulichen Sensationen, angefangen vom
Luftspiel um die frei aufatmenden Poren bis
zur köstlichen Schlußempfindung einer war-
men Beschwingtheit, einer wunderbaren
Neugestimmtheit des ganzen Menschen. Die
Badefreude versagt nie; sie bringt noch dem
verdrossensten Menschen auf Augenblicke
zu Bewußtsein, daß die wichtigen Lebens-
freuden nicht erst da anfangen, wo Feste ge-
feiert werden, sondern daß schon das ein-
fache, körperliche Existieren ein Fest, eine
Lust sein kann, die uns den Geist der Schwere,
der trägen Verdrossenheit überwinden hilft.

»badezimmer im obergeschoss« landhaus dr. k.

BADEFREUDE. Das Leben, und zwar
gerade das alltägliche bürgerliche Le-
ben, das wir alle führen, hat seine wesent-
liche Nahrung in einer Kette von kleinen
Freuden, die niemals völlig abreißt. Diese
Alltagsfreuden geleiten uns, sie locken uns
von einer Stunde oder von einer Tätigkeit
zur andern. - Ich liege in der Nacht wach -
und höre auf einmal den Ruf des Käuz-
chens aus dem nahen Park. Eine Freude in
meinem Herzen gibt ihm Antwort. Morgen-
luft bewegt die Vorhänge und streift kühl
über die Stirne; eine Freude, ja schon fast
ein Glück grüßt damit herein. Der Kaffee-
tisch, die Morgenzigarette, die Zeitung -
ist es nicht undankbar, daß wir so selten
bedenken, was sich uns mit diesen Kleinig-
keiten an Lebensreizen, an winzigen wei-
terlockenden Freuden schenkt? Und dann
steht der vergilbte Kastanienbaum im Hof
und brennt goldhell auf als ein haushoher

Korb voll Sonnenfeuer: auch er eine Freude, »Eingang in den Duschraum des Dachgeschosses«

dieunserm Lebensablauf Trieb und Nahrung Architekt fritz gross-wien. Landhaus dr.k..n mar.enbad
 
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