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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 46.1935

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H. R.: Lob des Büchergestells
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https://doi.org/10.11588/diglit.10947#0045

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10B DES BÜCHERGESTELLS. Ein Wohnraum
J hat Fenster zur Umwelt draußen. Licht und Luft
aus der Natur kommen durch sie herein. Ist aber noch
ein Büchergestell im Zimmer, so hat der Raum noch
ein zusätzliches Fenster, und das ist ein Fenster in die
Welt des Geistes und des Gemüts. Zwar sind die
Bücher, die sich im Gestell übereinander bauen, nur
»Dinge«, greifbar, sichtbar; oft ein Genuß fürs Greifen
und Schauen mit den schönen Farben und Werkstof-
fen ihrer Einbände. Als »Dinge« gehören die Bücher
zum Raum wie Tapete und Teppich. Aber geistig
durchbrechen sie ihn und schaffen Verbindung zu
einem uferlosen Draußen, dessen Bürger wir auch
sind, dessen Atemluft und Geistlicht wir auch nötig

haben. Wie deutlich der Mensch unsrer Zeit das emp-
findet, kann man an der modernen Art der Bücher-
Unterbringung ablesen. Die Bücher werden in der
heutigen Wohnung nicht mehr in einem Bücherzim-
mer feierlich eingesperrt, sie werden durch die Räume
hin verteilt, damit sie allenthalben gleich zur Ver-
fügung stehen. Am Kopfende des Bettes, neben dem
Ruhelager im Wohnraum, in der Wand am Kamin-
platz und selbstverständlich rings um den Schreib-
tisch erscheinen Bücher in einzelnen Reihen, in gan-
zen Feldern - und überall bilden sie Luken, Bull-
augen, Fenster hinaus in die Welt der Dichtung und
der Forschung. Sie öffnen den Raum für geistige An-
sprache, sie leiten uns Freude zu, Leben und Kraft, h. r.

1935. 1. 5
 
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