Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 46.1935

DOI Artikel:
F., K.: Neue Raum-Entwürfe von Willy Erb
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10947#0070

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
58

INNEN-DEKO RATION

NEUE RAUM-ENTWÜRFE VON WILLY ERB

Einen »Raumdichter« kann man Willy Erb nennen
— so deutlich tritt in seiner Arbeit als Ent-
werfer ein »Mehr« als Architektur hervor, ein dich-
terisches, ein musikalisches Element. Manchmal
scheint es der Geist des Bühnenbildes zu sein, der
seine Hand in diesen Entwürfen führt, stets aber ist
es das poetische Zusammenklingen von Raum-Ele-
menten, das den Stoff seiner phantasievollen Ge-
staltungen ausmacht. Gern läßt er seine Erfindung in
Richtungen spielen, wo die Baukunst nicht die Die-
nerin alltäglicher Zwecke ist, sondern aus festlichen
Anlässen frei mit Licht und Schatten, mit Raum-
erlebnissen, Farben und Werkstoffen schalten kann.

Wie ein Orgelakkord baut sich der Gedächtnis-
raum eines Krieger-Ehrenmals auf. Die Wände
in Klinkern gemauert, der Boden aus grauen Stein-
platten, die Türverkleidung, Pfeiler und Bänke in
Marmor, die Beleuchtungsfackeln in Bronze, der
Gedenkstein, vom oben einfallenden Licht über-
strömt, in Porphyr mit einer Kriegergestalt in Flach-
relief — so baut sich ein Raumeindruck auf, geeig-
net, daß in ihm sich die Seelen sammeln und
feierliche Worte ertönen. Die Klosterpforte gibt
einen Anblick wie das Bild eines frühen Italieners,
»knospende« Schönheit lebt in dem zweiteiligen

Bogen und in der dramatischen Begegnung weißer
Wände mit der Balkendecke aus dunklem Holz.
Den Wintergarten denkt man sich in einem
Sommerland am Ufer eines südlichen Sees. Metall,
Glas und Marmor führen hier das Wort. Graue, rot-
gerandete Läufer geben die Gehwege über den
Schachbrett-Estrich an, im kühlen Leben von Weiß,
Schwarz und Grau lebt festlich das Rot der eigen-
willig geformten Sitzmöbel auf. In der »Einfachen
Wohnung« ist der vordere Raum hellbeige, der
rückwärtige Raum hellgrün, der Kachelofen hell-
gelb gedacht, bei lebhaftem Farbenmuster von Tep-
pich und Gardine. Farben sind es auch, die in der
»Wohnung eines Kunstsammlers« die Erfindung
führen. An Möbeln ist nicht Vieles angegeben, das
Wenige hat eine vornehm-strenge Haltung und ist
farbig aufgeteilt in Palisanderton und Elfenbein-
Schleiflack. Rosa-grüne Wand, braungrauer Boden-
belag, rotbraune Saffianbezüge, ein Teppich in Braun-
rot mit gelblich-indigoblau-indischroter Bordüre —
das ist die Farbenwelt des ersten Raumes. In den
weiteren Räumen folgen als Wandtöne helles Stroh-
gelb (Treppenhaus), herbes Dunkelrosa und ganz
hinten Nilgrün. Welches Fest für das Auge, diese
Raum- und Farbenfolge zu überblicken! — k. f.
 
Annotationen