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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 46.1935

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Naturnahe Architektur
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https://doi.org/10.11588/diglit.10947#0139

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INNEN-DEKORATION

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BRUNO PAUL-BERLIN »HAUS TRAUB« ROSENWEG VOM GARTENZIMMER

NATURNAHE ARCHITEKTUR

Man kann viel kluge Abhandlungen über das tonische Form der Welt technischer Fügung ent-
Verhältnis von Architektur und Natur lesen. locken zu wollen. In Statik und Proportionalität, in
Architektur als Menschenwerk, das die Prinzipien Raumempfinden und Körperbehandlung schien dank
des natürlichen Formens und Bildens fortsetzt. Und neuer Werkstoffe und Konstruktionsmethoden eine
Architektur als Menschenwerk, das sich gegen das Weise zu erstehen, die allem an der Naturform er-
natürliche Formen und Bilden stellt. Solche Über- zogenen Empfinden eine radikal andere Form- und
legungen stoßen immer auf das Grundproblem: damit auch Sinnwelt entgegenstellte. Daß auch sie
Mensch und Natur, das in der gedanklichen Verfol- wie alles technische Bilden letzten Endes naturbe-
gung stets diese beiden gegensätzlichen Auslegungen dingt sei, mag einzuwenden sein, kommt aber ange-
gefunden hat. Auch im Bereich der Architektur sichts der scharfen äußerlichen Gegenstellung der
könnte man diese beiden Grundrichtungen aufzeigen, Erscheinung hier nicht in Betracht,
wobei alle westliche Architektur mehr die der Natur- Die starken Widerstände, die der neuen Architek-
form sich entgegenstellende Fügung behaupten, alle turform gegenüber von vielen empfunden wurden,
östliche Architektur eher ein die Naturform weiter- haben ihre tiefsten Wurzeln hier. Was als »volks-
führendes Sprießen darstellen würde. In der prak- fremd«, »landschaftsfremd« usw. ihr vorgeworfen
tischen Überschau spielen allerdings beide Richtungen wurde - das alles sind schließlich besondere Aus-
ineinander. Die nordische Architektur hat natürliche formungen des einen elementaren Widerstandes
Wuchsprinzipien immer stärker in ihr Formwollen einer an der und durch die Naturform erzogenen
einströmen lassen als die Mittelmeerarchitektur und Empfindung gegen das Fremde. Man wehrt sich
ihre Renaissancen. Erst die neueste Architektur gegen eine Entwicklung, welche die große Heimat
schien sich prinzipiell gegen alles naturgemäße Natur zu verachten scheint.

Wuchstum einstellen zu wollen, schien die architek- Daß solche Befürchtungen reichlich übertrieben
 
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