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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 46.1935

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M. E.: Aus den Werkstätten Welz und Soulek
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https://doi.org/10.11588/diglit.10947#0148

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136 INNEN-DE KORATI ON

LOTTE HAHN, FACHKLASSE JOSEF HOFFMANN —WIEN: BEMALTES GEBALK (GRAU-ROT-SCHWARZ) IM HAUPTRAUM DER AUSSTELLUNG

AUS DEN WERKSTÄTTEN WELZ UND SOULEK

Die Arbeiten, die wir auf S. 132-141 zeigen, waren aus alten Betrieben, die aus den Traditionen ihres

zum größten Teil in der Wiener Ausstellung Handwerks herausgewachsen und, weit über Wien

»Das befreite Handwerk« zu sehen. Daher hinaus, rühmlich bekannt sind.

haben sie, über ihre eigene Art und Erscheinung Die Entwürfe für die Gegenstände aus der Werk-
hinaus, auch eine programmatische Bedeutung. statte Welz hat Josef Hoffmann geliefert, auf den
Denn die Ausstellung wollte Stücke zeigen, die sich ja die ganze Aktion zur Neubelebung des Handwerks
als Erzeugnisse des Handwerks dem überhand- zurückgeht. Die Grundformen machen - natürlich
nehmenden maschinellen Produkt entgegenstellen in moderner Deutung - ein gutes Stück Stilgeschichte
und ihr besonderes Lebensrecht auch gegenüber mit. Der Kandelaber mit dem Blattmuster klingt ans
jenen modernen Formen beweisen, die zwar vom Barock, die kleine Wandvitrine ans Rokoko, der
Handwerk hergestellt sind, aber auf jede schmük- Armsessel ans Empire, das Servier- und das Abstell-
kende Beigabe verzichten. Hier wurde der Versuch tischchen mit dem abgerundeten Aufsatz sind - nicht
gemacht, die besondere, durch Jahrhunderte ge- bloß durch ihre klare und einfache Gestalt, sondern
pflegte Handfertigkeit der Wiener Tischlerei vor auch durch ihre glatte, schlichte, schmucklose Be-
außerordentliche Aufgaben zu stellen und sie zu handlung - modern. Dieses freie Verhältnis zu so
veranlassen, sich aufs neue zu bewähren. vielen, zumeist historischen Stilen erscheint sehr be-
Schon der erste Blick zeigt, daß es sich dabei um merkenswert. Denn es zeigt offenkundig genug die
zwei sehr verschiedene Arbeitsgruppen handelt. Die Besinnung auf die Tradition, die selbst bei der For-
Erzeugnisse der einen erscheinen hell, leicht, luxu- menbildung jetzt nicht mehr abgelehnt, sondern neu-
riös, ja bisweilen geradezu phantastisch, die anderen artig verarbeitet wird. Der Toilettetisch ist aus mat-
aus dunklen und schweren Hölzern bereitet und für tem Nußholz, die Wandvitrine mit Gold überzogen,
den gewöhnlichen Gebrauch bestimmt. Man wird Sonst herrscht in verschiedenen Farben - weiß, gelb,
diesen auffälligen Unterschied schnell begreifen. hellgrün und rosa - der Schleiflack, gelegentlich mit
Denn die einen kommen aus der Werkstatt eines Blattgold umrandet. Der Schmucktrieb wird im Sinne
Rahmenmachers, die anderen aus der eines nicht der wienerischen Veranlagung wohl begünstigt, aber
weniger kundigen Tischlers. Beide — und das von einem Rückfall in üppige oder gar lässige Willkür
sichert ihnen von vornherein unser Vertrauen — ist keine Rede, die Motive sind streng und sparsam
 
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