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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 46.1935

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Vockerat, Philipp: Die "geteilte Wohnung", [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10947#0168

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156

INNEN-DEKORATION

. GROAG »HALLE« WOHNUNG DR.-1NG. E. MÖBEL: MAHAGONI, PODIUM: AHORN

DIE »GETEILTE WOHNUNG

Mit den Wohnungen geht es wie nach dem Sprich-
wort mit der Freude: wenn sie »geteilt« werden,
verdoppeln sie sich. Mitunter verdreifachen sie sich
sogar. Das Schauspiel dieses Vorgangs haben während
der letzten Jahre sämtliche Städte Deutschlands erlebt.
Der allgemeine soziale Wandlungs- und Umschich-
tungsprozeß hat ihn hervorgerufen und in Gang ge-
bracht, die staatliche Beihilfs-Aktion nach zögern-
dem Beginn zu phantastischem Tempo beflügelt.

Was also-entstand (und dauernd weiter entsteht),
ist ungemein zweckmäßig und vernünftig, einem
zweifellosen Bedarf entsprechend, aber es hat bisher
noch keine sichere Form gefunden. Die sonderbar-
sten Gebilde sind dabei entstanden, unorganisch und
unlogisch, zum Teil geradezu von grotesker Komik.
Es zeigte sich, daß die Zerteilung einer umfang-
reichen Zimmergruppe zwar theoretisch einfach, in
der Praxis jedoch meist sehr schwierig ist. Mit schlich-
tem Dividieren kommt man der Aufgabe nicht bei.

Zumal inBerlin gab es erhebliche Nüsse zuknacken.
Nach der unseligen Bauordnung, die in der deutschen
Hauptstadt immer noch gilt (und für die es nirgends
ein Seitenstück gibt), sind die Grundrisse der größeren

bürgerlichen und der »Luxuswohnungen« bekannter-
maßen fast ausnahmslos so gestaltet, daß sie sich von
der Straßenfront in verhältnismäßig schmaler Hand-
tuchform nach hinten ziehen. »Nach vorne«, wie man
so schön sagt, brüsten sich die »Repräsentations-
räume« mit etlichem, zum Hof hin gelegenem Neben-
gelaß, komfortabel ausgestattet; weiter zurück reihen
sich, bescheidener, die übrigen Zimmer an der Schnur
eines langen Korridors auf. Vor allem problematisch
das Zwischenstück, die Verbindung der verschieden-
artigen Geschwister. Seine fragwürdige Lage gebar
früher die gräßliche Erscheinung des »Berliner Zim-
mers«, des fast lichtlosen Durchgangsraums, meist
zum Lebensberuf des Eßzimmers verurteilt.

Man hat sich zwar seit Jahren nicht ohne Erfolg
bemüht, dies Monstrum auszuschalten, seine Anlage
zu umgehen, aber die Schwierigkeit, die durch den
gegebenen Gesamtgrundriß zutage tritt, ist bei der
Wohnungsteilung damit nicht behoben. Zerschlägt
man das Ganze kurz entschlossen in eine Vorder- und
eine Hinterwohnung, für deren letztere die unwirsche
Personal- und Lieferantentreppe einen ungemüt-
lichen Aufgang vom Hof ergibt, so besteht freilich
 
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