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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 46.1935

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Ritter, Heinrich: Ein Wohnhaus am Erzgebirge
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https://doi.org/10.11588/diglit.10947#0229
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H. H. LÜTTGEN-KÖLN »HAUS F.«

BLICK AUS DER GARTENHALLE

EIN WOHNHAUS AM ERZGEBIRGE

Die verständige, überzeugende Form, die der
Wohnbau unsrer Zeit nach langem Ringen er-
arbeitet hat, stellt sich in dem Einfamilienhause F.,
das der Kölner Architekt Hans Heinz Lüttgen am
Fuße des Erzgebirges errichtet hat, in klarer Weise
dar. Ein satter, doch zugleich bewegter und heiterer
Baukörper ist entstanden, der sich nirgends selbst-
gefällig »vorträgt«, der aber unmittelbar einleuchtet
als ein durchdachtes Gebilde von edler und ange-
nehmer Erscheinung. Klar und ohne Umschweife
tritt in ihm die Lebenshaltung des heutigen Kultur-
menschen hervor; das Formale, das Gestaltende be-
schränkt sich auf die wache Durchführung eines ein-
fachen Wohlklangs in Linien und Verhältnissen. Das
Schöne erscheint vorzugsweise in Gestalt von Ord-
nung und Ruhe.

Das Haus F. war für eine zahlreiche Familie (Ehe-
paar mit drei Kindern) und für ein betont geselliges
Leben einzurichten. Der Sportfreude der Bewohner
und ihrem naturfreundlichen Sinn, der nach mög-
lichst ausgiebiger Berührung mit Luft und Licht ver-
langte, war Rechnung zu tragen. Eine sorgfältige
Planung wurde diesen Anforderungen gerecht. Das
Haus wurde vor allem reich mit freien Austritten

1935. VII. 1

ausgestattet und dabei überall beim Sitzen im Freien
der nötige Schutz gegen die Luftströmungen der Ge-
birgslage sichergestellt. Zugleich sind diese Terrassen
dem Baukörper organisch einverleibt und bleiben ihm
als Glieder fest verbunden. Ein schönes Ineinander-
greifen der Teile findet statt, wenn zum Beispiel das
Herrenzimmer im Erdgeschoß in der Tiefe der West-
terrasse aus dem Baukörper vorspringt und damit
zweierlei erreicht: für sich das breite Fenster zur Süd-
sonne, für die Terrasse die Deckung gegen Norden.

Für die Gesamterscheinung des Baues ist neben
der lebendigen Gliederung die Behandlung der Mauer-
fläche (weißer Grobputz mit blaugrauem Bruchstein),
ferner des Daches (grauer Schiefer), der Fenster und
Außentüren (dunkle Bronze) wichtig. Vor der West-
terrasse liegt das ausgiebig bemessene Schwimm-
becken. Ein Steinsockel an seinem Rande trägt einen
wasserspeienden Riesenfisch, auf einer Kurve wie auf
einer Woge schwimmend aufmontiert; es ist eine ein-
drucksvolle Arbeit des Kölner Bildhauers W. Meiler.

Das Erdgeschoß faßt in schöner Gliederung die
großzügig bemessenen Wohn- und Gesellschafts-
räume mit den Wirtschaftsräumen zusammen. Durch
eine Vorhalle mit Kleiderablage gelangt man in die
 
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