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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 46.1935

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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Von der Kunst des Schlafens
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https://doi.org/10.11588/diglit.10947#0256

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244

INN EN-DEKORATION

CLARKE »SCHLAFZIMMER« HOLZ: AHORN FARBEN: BLASSORÜN UND SILBERGRAU

VON DER KUNST DES SCHLAFENS

Jeder Mensch hat seine, ihm besonders zum Schlafe
günstigen Voraussetzungen. Einige können nur zu
Hause, andere überall, nur nicht zu Hause schlafen,
Ich kannte einen ehrwürdigen Baron, den ich Jahre
lang als Enthusiasten klassischer Musik verehrte, bis
ich entdeckte, daß der Konzertsaal ihm allein dazu
diente, einen besonders festen Schlaf zu schlafen.



Der Konzertschläfer hat jedenfalls den Mut zu
seinem Schlaf, er dämmert unbekümmert um die
Mitwelt in offener Stuhlreihe. Solchen Mut finden wir
nicht beim Tragödienschläfer. Er pflegt sich in den
Hintergrund einer Loge zu verbergen, um mit Be-
hagen die tiefsten Seelenkonflikte, die grausamsten
Kontrakte zu überschnarchen!



Man kann diesen Typus nicht ohne eine gewisse
Verachtung betrachten, zumal wenn er nach der Vor-
stellung gar noch als Kritiker auftritt!



Der Kirchenschläfer ist dem Konzertschläfer ver-

wandt, es gibt sehr tüchtige Leute unter ihnen, die
kein Donnerwort von der Kanzel, kein Orgelbrausen
zu erwecken vermag, auch tapfere, die sich ihres ehr-
lichen Kirchenschlafes nicht schämen.



Der Schlafmörder spielt im Gemeinschaftsleben eine
große Rolle. Er findet sich mit Vorliebe dort ein, wo
man zu mehreren zu schlafen genötigt ist, in Ski-
hütten, in Massenquartieren aller Art. Kaum versinken
die Genossen in Schlummer, eröffnet der Sieben-
schläfer seine Tätigkeit so selbstverständlich, als gäbe
es ein Gesetz, daß einer für alle schnarchen müsse.



Das Genie schläft intensiv und fest, wie es ja auch
fest und intensiv lebt.



Dem gesunden, sorglosen Menschen verklären
sich selbst schlaflose Nächte zu phantastischen Gei-
stespromenaden oder bunten Wachträumen - wäh-
rend sie dem abgespannten und sorgenschweren Ge-
müte die Welt in schauerlichen Zerrbildern malen.
 
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