Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 46.1935

DOI Artikel:
Lob des Ruhebetts
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10947#0258

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
246

INNEN-DE KORATI ON

»ruhesofa« entw. prof. j. hillerbrand ausf. deutsche werkstätten-münchen

LOB DES RUHEBETTS

Georg Christoph Lichtenberg, der berühmte Phy- spannte Mensch hört auf, den Dingen und Gedanken
siker, zugleich ein scharfsinniger deutscher Den- nachzujagen. Dafür wird er nun seinerseits von den
ker des 18. Jahrhunderts, hat die Bemerkung ge- Gedanken »besucht«. Die Stunde auf dem Ruhesofa
macht, daß er beim Liegen ganz andre Gedanken ist eine Ferienstunde, eine wirkliche Urlaubsstunde,
habe als beim Sitzen oder Stehen. Das ist eine sehr Das Ordnen, Eingreifen, Entscheiden hört auf; dafür
hellhörige Wahrnehmung. Sie liegt wahrscheinlich ereignet sich ein freies Spielen der Vorstellungen und
auf derselben Linie wie die eines berühmten Mannes Bilder, welches eine große heilende Bedeutung hat.
der Gegenwart, der das Maschinenschreiben pries Man weiß von überlasteten Arbeitsmenschen der
mit der Begründung, daß die aufrechte Kopfhaltung Gegenwart, die sich dadurch frisch erhalten, daß sie
vor der Schreibmaschine den Geist aktiv mache, in jeden Arbeitstag eine halbe, eine ganze Stunde
während die gebeugte Kopfhaltung beim Handschrei- liegenden Ausruhens, möglichst bei dämmrigem
ben das Gegenteil bewirke. Leuchtet es nicht ohne Zimmer, einschalten. Das ist nicht »verlorne Zeit«,
weiteres ein, daß der erhobene, aufrecht getragene Das ist gewonnene Kraft. Und nicht der bekannte
Kopf die angreifende, gestaltende Geistesarbeit be- Mittagsschlaf ist damit gemeint, sondern die Nutzung
günstigt, während der gesenkte Kopf und erst recht einer beliebigen freien Stunde zu einer solchen schö-
die liegende Haltung des ganzen Körpers mehr zum nen Pause, die geradezu die Wirkung eines erfrischen-
Aufnehmen, Hinnehmen, Dulden und Träumen den Bades hat. Wie es das geistige Angespanntsein
stimmt? — Es trifft in der Tat zu, daß mit bestimmten ist, welches uns verbraucht, so ist es nur die ent-
Körperhaltungen verschiedene geistige Grundein- schlossene, durch die Ruhelage vollendete Entspan-
stellungen verbunden sind. Es ist die große Wohltat nung, die uns wieder herstellt. Geht sie einher mit
des Ruhebettes, daß es uns mit der Liegestellung ein einer Dämpfung der Gesichts- und Gehörseindrücke,
Heraustreten aus der ständigen Aktivität des Er- dann ist ihre Gabe um so vollständiger. - th. l.
werbstages schenkt. Die Umschaltung der Körper- *

läge schaltet auch die Geisteshaltung um. Sie wird DIE HEIMGESTALTER-Berlin teilen mit, daß die im

mit einem Male beschaulich. Das ganze Weltbild Juniheft abgebildeten Zimmer von ihren Hausarchi-

wird ruhiger, einheitlicher. Der in der Ruhelage ent- tekten, Karl Stützer und H. K. Hartter, entworfen sind.
 
Annotationen