Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 46.1935
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Stilles Licht
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INNEN-DEKORATION
255
»zimmer der dame« lager: chromleder, schrank: mooreiche, fensterbank: hellgrau schleiflack
STILLES LICHT. Ich sitze in meinem Zimmer
und freue mich über das milde Licht, das durch
die helle Gardine wie durch ein Morgenwölkchen her-
einscheint. Friedlich baut sich in diesem Licht die
Sachenwelt des Raumes auf. Soviel Dinge, soviel
Dienste, die sich hilfreich meinem Leben zugesellen.
Ich werde mir des freundlichen, beschirmenden Ab-
seits bewußt, das der Raum mir gönnt, und spüre mit
einem Male: Dieser, mein Wohnraum entspricht
meinem Wesen, meinem Weltgefühl. Die hier herr-
schende Ordnung der Dinge, Farben und Formen
kommt mir zu Hilfe in der großen Aufgabe meines
Lebens, die darin besteht, daß ich das Dasein als ein
bestimmtes, abgegrenztes Ich zu leben habe. Damit
ist nicht das Ich gemeint, das sich feindlich aus der
Gemeinschaft herausnimmt! Es ist das Ich gemeint,
das in der umgebenden Stille erst recht frei wird zur
schönsten Teilhabe an der Gemeinschaft. Was sich
Wohnraum nennt, ist die Schutzzone gegen das Zu-
fällige und Bedrängende der Weltbegegnung - und
eben damit die Geburts- und Hegestätte der wesen-
haften Gemeingefühle, die organisch in der befestigten
Persönlichkeit wachsen. Durch das Abseits von Goethes
Studierzimmer schwang eine Liebe zur Welt. — th. l.
lager und fensterwand im zimmer der dame
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»zimmer der dame« lager: chromleder, schrank: mooreiche, fensterbank: hellgrau schleiflack
STILLES LICHT. Ich sitze in meinem Zimmer
und freue mich über das milde Licht, das durch
die helle Gardine wie durch ein Morgenwölkchen her-
einscheint. Friedlich baut sich in diesem Licht die
Sachenwelt des Raumes auf. Soviel Dinge, soviel
Dienste, die sich hilfreich meinem Leben zugesellen.
Ich werde mir des freundlichen, beschirmenden Ab-
seits bewußt, das der Raum mir gönnt, und spüre mit
einem Male: Dieser, mein Wohnraum entspricht
meinem Wesen, meinem Weltgefühl. Die hier herr-
schende Ordnung der Dinge, Farben und Formen
kommt mir zu Hilfe in der großen Aufgabe meines
Lebens, die darin besteht, daß ich das Dasein als ein
bestimmtes, abgegrenztes Ich zu leben habe. Damit
ist nicht das Ich gemeint, das sich feindlich aus der
Gemeinschaft herausnimmt! Es ist das Ich gemeint,
das in der umgebenden Stille erst recht frei wird zur
schönsten Teilhabe an der Gemeinschaft. Was sich
Wohnraum nennt, ist die Schutzzone gegen das Zu-
fällige und Bedrängende der Weltbegegnung - und
eben damit die Geburts- und Hegestätte der wesen-
haften Gemeingefühle, die organisch in der befestigten
Persönlichkeit wachsen. Durch das Abseits von Goethes
Studierzimmer schwang eine Liebe zur Welt. — th. l.
lager und fensterwand im zimmer der dame