Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort (47.1936)

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INNEN-DEKORATION

DER GEIST IM HAUSE. Es ist in diesen Blättern
oft die Rede gewesen von dem, was die Geräte
für Raum und Raumwirkung bedeuten. Wenn hier
nun vom »Geist im Hause« gesprochen werden soll, so
geschieht dies in einem Sinne, der über die Möbel,
über ihre gute oder weniger gute Form hinausführt.
Der Hausgeist ist eine Wirklichkeit höherer Ordnung;
auch von ihr muß die Rede sein, wo es sich um den
Vollbegriff eines behaglichen, menschenwürdigen
Heims handelt. — Man spürt den Hausgeist sehr deut-
lich, wenn man ein fremdes Haus betritt. Man
merkt, daß er im Grunde die entscheidende Gegeben-
heit eines Hauses darstellt. Der Hausgeist wächst
aus dem Geist des Erbauers, aus dem Geist des Haus-
rats, aus den Schicksalen, die das Haus besuchen,
aus dem Familiengeist der Bewohner. Es webt sich

aus all diesem etwas sehr Dichtes und Bestimmtes an
»Hauspersönlichkeit« zusammen. Es liegt nicht an der
Schlichtheit oder Kostbarkeit der Geräte, nicht einmal
an Ordnung oder Unordnung der Hausführung. Es
liegt an den in einem Hause vorherrschenden Ge-
danken und Gefühlen. Denn diese werden überall auf
die Dauer den Dingbestand im Hause ergreifen, sie
werden ihn »laden« und aus ihm zurückstrahlen. Ein
Haus, in dem man kaltherzig über den Mitmenschen
denkt, ein Haus, in dem die Seele nicht geachtet, das
Verehrungswürdige nicht geehrt wird, kann durch die
schönsten Möbel nicht davor bewahrt werden, daß es
von einem kalten, bösen Geist bezogen wird. Aber wo
es umgekehrt ist, da schlägt ein guter Hausgeist im
schlichtesten Hausrat durch und gibt ihm eine ge-
heime Führung, die das Lebendige anzieht. — w. F.