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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 47.1936

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Tschauner, Ellie: Ein Gast wird erwartet
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https://doi.org/10.11588/diglit.10943#0215

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INNEN-DEKORATION

203

prof. p. griesser
schreibtisch in
einem gästezim-
mer, schleiflack

EIN GAST WIRD ERWARTET: Nichts Schöneres ist der Schreibtisch. Ein jeder hat Papierchen und
für eine gute Hausfrau! Nichts Erfrischenderes Bücher bei sich, Mappen, Briefe und Zeitungen, die
für einen ruhigen Haushalt! Die ganze Familie ist er um sich ausbreiten und doch wohlgeordnet schich-
beschwingt und erdenkt mit Liebe tausend Einzel- ten möchte. Und nichts ist förderlicher für das Gefühl
heiten, die den Gast erfreuen könnten. des Fremdseins, als wenn man keinen rechten Platz
Aus dieser gastfreien Einstellung heraus ist das dafür findet. »Ah . . .!« sagt der Gast erlöst beim An-
Bestreben entstanden, ein ständiges Gastzimmer zu blick des Schreibtischs: »Hier werde ich gleich meinen
schaffen, das so anheimelnd sein muß wie möglich. Kram unterbringen.« Und das ist ihm lebenswichtig,
Es braucht nicht groß zu sein, aber es soll in den noch wesentlicher — und das will viel heißen — als
kurzen Tagen oder Wochen des Besuchs dem Gast die Essenzflaschen auf dem Toilettentisch! Erst nach
das Gefühl geben, er wäre richtig zu Hause. Besitzergreifung des Schreibtisches atmet der Gast
Nur wenige, aber die wichtigsten Möbel müssen auf und nimmt wohlwollend entgegen, was ihm die
darin vorhanden sein: Couch oder Bett, Sessel, begeisterte Familie darbringt: Blumen von den Kin-
Schrank, Spiegeltoilette und . . . Schreibtisch ! Wenn dern, Heizkissen von der Hausfrau (nachts kann man
die Tapete in hellen und warmen Tönen gehalten ist, doch einmal Magendrücken bekommen), Kognak
die Polstermöbel mit einem lichten Stoff bespannt vom Hausherrn (ist viel vernünftiger! sagt er), und
sind, ein oder zwei künstlerische Bilder an den Wän- von allen zusammen das, was sie für das Schönste in
den hängen, so ist schon das Herz des Gastes ge- ihrem Hause halten: die Buddhastatue, den lebenden
fangen. Am wichtigsten aber für seine Behaglichkeit Laubfrosch oder den Gummibaum. - elli tschauner

1936. vi. 4
 
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