DOI Artikel:
Witt, Cornelius: LZ 129 "Hindenburg": Einrichtung und Ausstattung von Professor Fritz August Breuhaus
DOI Artikel:Kein echter Techniker
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10943#0285
INNEN-DEKO RATION
273
»lese- und schreibzimmer« lz 129 architekt prof. fritz a. breuhaus
die Nacht dahinschwebt. Das untere B-Deck, dessen
Promenadengänge mit Bodenfenstern versehen sind,
birgt das Rauchzimmer, eine Bar, die Bäder und die
Wirtschaftsräumlichkeiten (»Küche und Keller«) so-
wie die Offiziers- und Mannschaftsmesse. Die Möbel
aus verschiedenen Aluminiumlegierungen sind das
Ergebnis zweijähriger Versuche, um das Optimum
an Leichtgewicht, Stabilität und Bequemlichkeit zu
erreichen. Als leichteste Wände der Aufenthalts-
räume spannte Breuhaus Seide, deren mattfarbige
Bemalung in der Halle die Geschichte der Ozean-
überquerungen in einer allen verständlichen Bilder-
sprache erzählt, während Otto Arpkes Fresken im
Speisesaal mit der Tier- und Pflanzenwelt bekannt
machen, der das Luftschiff auf seinem Südamerika-
wag begegnet. Das anderen Bedingungen unterstellte
Rauchzimmer erhielt eine Wandbespannung von
hauchdünnem Leder.
Das Luftschiff »Hindenburg« wird in der Welt nicht
nur Zeugnis ablegen von deutscher Ingenieurkunst
und dem Wagemut gewissenhaften Unternehmungs-
geistes, es wird auch dank seiner kultivierten Innen-
ausstattung ein werbender Kulturträger sein, cornelis
KEIN ECHTER TECHNIKER hat sich je als
einen Gegenspieler der Natur betrachtet. Der
natur- und menschenfeindliche Mißbrauch der Tech-
nik ist stets von Kräften ausgegangen, die an sich gar
nichts mit dem technischen Können zu tun hatten.
Der Profitgeist hat ihn verschuldet, jener naturfremde,
ehrfurchtslose Geist, der schon lange vor den Zeiten
der Maschine die Wälder von den Bergen schlug, ganze
Tiergeschlechter ausrottete, ganze Landschaften der
Verkarstung und Versandung auslieferte. Technik ist
an sich nichts andres als angewandter menschlicher
Verstand. Das Verkehrte und Unfromme ist stets nur
durch eine falsche Willensrichtung an sie herange-
tragen worden. Die Technik hat den Menschen mäch-
tiger gemacht zum Guten wie zum Bösen; aber nur
in des Menschen Geist und Willen lag seit je die Wahl,
die wunderbare Gabe des technischen Könnens zu
gebrauchen, um »tierischer als jedes Tier zu sein«,
oder um den Geltungsbereich des Menschen auf der
Erde im Sinn hoher menschlicher Ziele zu erweitern
und zu befestigen. Nicht die Waffe in der Hand tut
recht oder unrecht, sondern allein der Wille, der die
Waffe einsetzt für das falsche oder das rechte Ziel. -
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»lese- und schreibzimmer« lz 129 architekt prof. fritz a. breuhaus
die Nacht dahinschwebt. Das untere B-Deck, dessen
Promenadengänge mit Bodenfenstern versehen sind,
birgt das Rauchzimmer, eine Bar, die Bäder und die
Wirtschaftsräumlichkeiten (»Küche und Keller«) so-
wie die Offiziers- und Mannschaftsmesse. Die Möbel
aus verschiedenen Aluminiumlegierungen sind das
Ergebnis zweijähriger Versuche, um das Optimum
an Leichtgewicht, Stabilität und Bequemlichkeit zu
erreichen. Als leichteste Wände der Aufenthalts-
räume spannte Breuhaus Seide, deren mattfarbige
Bemalung in der Halle die Geschichte der Ozean-
überquerungen in einer allen verständlichen Bilder-
sprache erzählt, während Otto Arpkes Fresken im
Speisesaal mit der Tier- und Pflanzenwelt bekannt
machen, der das Luftschiff auf seinem Südamerika-
wag begegnet. Das anderen Bedingungen unterstellte
Rauchzimmer erhielt eine Wandbespannung von
hauchdünnem Leder.
Das Luftschiff »Hindenburg« wird in der Welt nicht
nur Zeugnis ablegen von deutscher Ingenieurkunst
und dem Wagemut gewissenhaften Unternehmungs-
geistes, es wird auch dank seiner kultivierten Innen-
ausstattung ein werbender Kulturträger sein, cornelis
KEIN ECHTER TECHNIKER hat sich je als
einen Gegenspieler der Natur betrachtet. Der
natur- und menschenfeindliche Mißbrauch der Tech-
nik ist stets von Kräften ausgegangen, die an sich gar
nichts mit dem technischen Können zu tun hatten.
Der Profitgeist hat ihn verschuldet, jener naturfremde,
ehrfurchtslose Geist, der schon lange vor den Zeiten
der Maschine die Wälder von den Bergen schlug, ganze
Tiergeschlechter ausrottete, ganze Landschaften der
Verkarstung und Versandung auslieferte. Technik ist
an sich nichts andres als angewandter menschlicher
Verstand. Das Verkehrte und Unfromme ist stets nur
durch eine falsche Willensrichtung an sie herange-
tragen worden. Die Technik hat den Menschen mäch-
tiger gemacht zum Guten wie zum Bösen; aber nur
in des Menschen Geist und Willen lag seit je die Wahl,
die wunderbare Gabe des technischen Könnens zu
gebrauchen, um »tierischer als jedes Tier zu sein«,
oder um den Geltungsbereich des Menschen auf der
Erde im Sinn hoher menschlicher Ziele zu erweitern
und zu befestigen. Nicht die Waffe in der Hand tut
recht oder unrecht, sondern allein der Wille, der die
Waffe einsetzt für das falsche oder das rechte Ziel. -