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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Reschovsky, Edwin: Die Frau als Mitgestalterin des heutigen Wohnraums
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0044

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DIE FRAU ALS MIT GESTALTERIN

DES HEUTIGEN WOHNRAUMS

Es gab eine Zeit, und sie liegt noch gar nicht soweit
zurück, da war das »Einrichten« der Wohnung
eine ausschließliche Angelegenheit der Frau. Derviel-
beschäftigte Mann, dem sein Beruf keine Zeit ließ,
sich mit den mannigfaltigen Fragen der Wohnungs-
einrichtung zu befassen, überließ deren Beantwor-
tung seiner über unvergleichlich mehr freie Zeit ver-
fügenden Gattin. Diese wählte die Möbel, die Tapeten,
die Vorhänge und Teppiche für die einzelnen Räume,
arrangierte Mobiliar, Nippesfiguren und sonstige De-
korationsgegenstände zu malerischen Stilleben und
schmückte schließlich das Ganze mit einer Fülle wo-
möglich selbstgestickter Decken und Deckchen.

So erhielt die bürgerliche Wohnung aus der Zeit
um 1900 ihr äußeres Gepräge nicht nur durch die da-
mals herrschende Stilrichtung allein, sondern auch
durch jenen Gestaltungsfaktor, den die im Dekora-
tiven sich erschöpfende Tätigkeit der Frau auf dem
Gebiete der Wohnungseinrichtung darstellte.

Doch die technische Entwicklung, die das soziale
und wirtschaftliche Leben revolutionierte, führte die
Frau vielfach hinaus aus dem Gebiete häuslichen
Schaffens; Studium, Beruf und Sport erweiterten
ihren, bisher nur das hauswirtschaftliche Gebiet um-

fassenden, Tätigkeitsbereich. Die neue Zeit, die eine
veränderte Einstellung der Frau zum Leben mit sich
brachte, veränderte auch deren Verhältnis zu Haus-
wirtschaft und Wohnung. Der planende und ordnende
Geist der neuen Zeit drängte auch hier zu immer
strafferer Organisation, zu immer planvollerem,
rationellerem Gestalten. Die Hauswirtschaft wurde
technisiert, und die Wohnungseinrichtung wurde
seit der Jahrhundertwende immer häufiger eine An-
gelegenheit des modernen Architekten.

Dieser brachte Klarheit und Übersichtlichkeit in
die Räume, gab den Möbeln einfach-geometrische
Formen und wies ihnen schon im Möblierungsplan
den zweckdienlichsten Platz im Räume an, gliederte
diesen sinngemäß und ließ durch Weglassen alles
Überflüssigen die organische Struktur des Ganzen
deutlich in Erscheinung treten.

Fast wäre man versucht, von einer »Vermänn-
lichung« des Wohnraumes zu sprechen, angesichts der
Einwirkung solch strenger Logik und Raumdisziplin,
würde deren Herbheit nicht gemildert durch jenes
weiche, schmiegsame Element, das dem Räume erst
Wärme und Wohnlichkeit verleiht: durch die Tex-
tilien. Die Textilien des Raumes jedoch: Vorhänge,
 
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