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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Brandel-Elschner, Käte: Neue Arbeiten der deutschen Werkstätten
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0099
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INNEN-DEKO RATION

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SITZMÖBEL FÜR EIN HERRENZIMMER DEUTSCHE WERKSTÄTTEN MÜNCHEN

NEUE ARBEITEN DER DEUTSCHEN WERKSTÄTTEN

Der Name »Deutsche Werkstätten« ist ein Begriff
geworden. In ihm einen sich Tradition und Fort-
schritt. Als vor mehr als dreißig Jahren in Hellerau
einige Männer daran gingen, den Dingen unserer Um-
gebung, den Gegenständen unseres Heimes ein neues
Gesicht zu geben, da war es im wahren Sinne des
Wortes zunächst eine »Entrümpelung«, die vorge-
nommen wurde.

Die Wohnräume glichen damals eher einem Möbel-
lager. Die Einrichtungsgegenstände, weit entfernt da-
von, den Bewohnern zu dienen, waren um ihrer selbst
willen da, sie beherrschten Räume und Menschen.

Gedanken, die heute Allgemeingut geworden sind,
brachten vor drei Jahrzehnten eine Revolution. Wer
sein Heim von überkommenem Wust reinigen wollte,
wurde als Bilderstürmer verschrien. Als aber einmal
die schwersten der »Portieren«, die Plüschvorhänge
mit Quasten und Fransen, gefallen waren, als man
erkannte, daß Fenster dazu da sind, Licht und Luft
in die Räume zu lassen, da sah man mit deutlichem
Mißbehagen auf alles sinnlose Geschnörkel, auf alle
Überladenheit und kalte Pracht. Man sah ein, daß

1937. III. 2

eigentlich fast alle Möbel oder Gegenstände ihren Be-
ruf verfehlt hatten.

Wenn sich damals hervorragende Künstler um die
zeitgemäße Umgestaltung der Wohnung mühten, so
geschah es, weil das gute alte Handwerk vor der
Übermacht der Maschinenarbeit zum Erliegen ge-
kommen war. Es galt, klare gute Gedanken in klare
gute Form zu bringen. Jedes Ding sollte zuerst ein-
mal seinen Zweck erfüllen. Wie eine Offenbarung
wirkte es, als man erkannte, daß das wirklich Zweck-
mäßige auch schön ist.

Es ist ein bleibendes Verdienst der Deutschen Werk-
stätten, daß sie von jeher und in immer größerem Um-
fange Künstlern Gelegenheit gaben, ihre neuen Ideen
zu gestalten, ihre Werke an die Öffentlichkeit zu
bringen. Und wenn das wiedererweckte Handwerk
einen wohlvorbereiteten Boden fand, so ist das nicht
zum geringen Teil ebenfalls den Deutschen Werk-
stätten zu danken. Sie pflegten den Gedanken der
Heimkultur in einer Zeit geschmacklicher Verwilde-
rung, sie trugen ihn hinaus in weite Kreise. Sie präg-
ten den Begriff der vornehmen Einfachheit, der Ge-
 
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