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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Alth, Karl R. von: Handwerk und Stil
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0272

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INN EN-DEKORATION

HANDWERK UND STIL

,"\7"7"as das Handwerk für das Stilschaffen vergange-
W ner Tage bedeutete, wird uns anschaulicher als
durch viele Worte durch eine besinnliche Betrachtung
der zahlreichen Schaustücke alter Werkkunst klar,
die als lebendige Zeugen des Lebens und Treibens
unserer Vorfahren sorgfältig gesammelt in unseren
Heimatmuseen ruhen. Immer von neuem werden wir
überrascht von der inhaltreichen Ausdrucksfülle
dieser mühevoll verfertigten Gegenstände, die vom
schlichten Hausrat des Bauern angefangen bis zu den
güldenen Reichsinsignien der Könige den Eindruck
einer schier unerschöpflichen Formbegabung und
einer heute unerreichten Einheitlichkeit stilechten
Lebensausdrucks vermitteln. Mit schicksalhafter Ein-
maligkeit haben die Menschen früherer Zeitläufe ihre
Eigenart mit Hilfe des Handwerks in den Stoff ge-
prägt und - oft mit erstaunlich einfachen Mitteln -
selbst die alltäglichsten Gebrauchsgegenstände zum
unnachahmlichen Kunstwerk erhoben. Das Eßgerät,
die Möbel, die Tracht, der Webstuhl, das Werkzeug,
das Haus, der Wagen, die Brücke, der Grenzstein,
alles und jedes trug damals offensichtlich die Spuren

einer liebevollen Bearbeitung und Bereicherung durch
die beseelende menschliche Hand, die auch den ent-
legensten Gegenstand nicht unberührt ließ. Zimmer-
mann, Maurer, Schmied und alle die anderen Zünfte
reichten sich im verbrieften Brauchtum wohlerwor-
bener Kunst zu solcher alles erfassenden, stilvollen
Formung der Sachwelt die Hände.

Damals, als alle Gegenstände menschlicher Sach-
schöpfung unmittelbar dem Wirken der Hände ent-
sprangen, waren Kopf, Herz und Sinne des Menschen
in gleich lebensnaher Fühlungnahme an der Ent-
stehung des Werkes beteiligt. Dieses bezeugte denn
auch in seiner sichtbaren Gestaltung und Ausführung
stets den lebendigen Zusammenhang mit Geist, Seele
und Leib seines Schöpfers. Über den bloßen Gebrauchs-
wert hinaus erhielt damit jede Werkform einen tief
menschlichen Ausdrucksgehalt, indem der Einzelne
wie die Gemeinschaft Sinn und Aufgabe alles Tuns
faßlich auszuprägen verstand.

Insbesondere die einzigartige Vollendung der mit-
telalterlichen handwerklichen Schöpfungen erweckt
den nachhaltigen Eindruck, als dienten sie samt und
 
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