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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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C. W.: Julianenhof: ein Jagdhaus bei Havelberg von Prof. Fritz August Breuhaus
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Der Hintergrund
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0249

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INNEN-DEKORATION

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PROFESSOR FRITZ AUGUST BREUHAUS-BERLIN »JAGDHAUS BEI HAVELBERG« HOF AN DEN STALLUNGEN

Haupteingang des Hauses, an dem sich breit ein schüt- "T^VER HINTERGRUND. Es gehört zur Würde der

zender, wie zur Begrüßung der Gäste einladender, ge- -L ' Baukunst, daß ihre Gebilde den unbedingten

deckter Gang hinzieht. Er erhält durch die Einbuch- Hintergrund haben: den Himmel mit seinem Ernst

tung zur Haustür rhythmische Belebtheit, die in dem und seinem erprobenden Licht. Was an Forderung in

unaufdringlich streifigen Deckenanstrich weiter- dieser Tatsache liegt, haben frühere Zeiten vielfach

schwingt. Die Klinkerbänke unter den Wandlaternen tiefer empfunden als die unsere. Böses, Mißratenes,

lockern mit der Zeichnung ihrer Steinsetzung die Totes dem Himmel zu zeigen, galt den Völkern der

breite Schwere der Wände auf. Die Holzpfeiler, die alten Welt als unschicklich. Grabgeleite gab es bei

Vorbau und Gang stützen, scheinen dem umstehen- Griechen und Römern nur des Nachts, das Verbrechen

den Walde entnommen zu sein. ward dem Anblick der Sonne entzogen; und die Bau-

Vom warmen Strohdach beschirmt, leuchtet der ein- kunst dieser Zeiten richtete Gebilde auf, denen wir

fach gegliederte, proportional ausgewogene Körper heute noch anmerken, daß sie dem Himmel »standzu-

des Hauses weiß zwischen den ernsten Kiefernstäm- halten« strebten. Noch Friedrich Hölderlin, derjenige

men hervor. Die vorgezogene Schleppe, die das »Som- Deutsche, in dem das Wesen des Griechentums von

merzimmer« bedacht, gibt dem klaren und offenen neuem lebendig wurde, wußte: »Vor den Äther gebührt

Gesicht des Hauses einen besonderen, persönlich reiz- Müßigversuchendes nicht.« Er duldet das Schlichte,

vollen Zug. Wir können ein gewisses Staunen darüber das Einfache, er liebt das Große und gläubig Gestal-

nicht unterdrücken, welches Eigenleben - uns an- tete; aber er widerstrebt insgeheim dem Falschen,

sprechend und uns doch nicht beunruhigend - in Frechen, Verkünstelten und Läppischen, in welchem

einer getünchten, unverputzten Mauer stecken kann, der Mensch aus Willkür und Geltungssucht etwas

und mit welchen einfachen Mitteln durch Linienfüh- nur so »riskiert«, das im Grunde »nicht wert ist, daß

rung und Materialverwendung der Eindruck einer es die Sonne bescheint«. Zugleich vertritt der Him-

selbstverständlichen Großzügigkeit entstanden ist. mel aber auch den höheren, geistigen Hintergrund,

Die Garage, die bogenverbunden mit den Stallun- vor dem sich der Mensch als Baukünstler zu bewäh-
gen, eingeschossig hingelagert, den Wirtschaftshof ren hat: die ganze große Umwelt, die späteren Ge-
begrenzt, ist in der lebendigen Bewahrung bester schlechter, den Maßstab der Menschenwürde und des
Tradition ein Zweckbau von zeitloser Schönheit, c.w. tapferen, gläubigen Einsatzes für seine Aufgabe. -
 
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