Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 51.1940

DOI Artikel:
Michel, Wilhelm: Gartenschmuck
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10972#0250

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
240

GARTENSCHMUCK

Gartenschmuck? Gibt es überhaupt eine Möglich-
keit, dem schönen Lebender Blumen und Büsche,
der frischen Rasenflächen und der Bäume eine Zier
hinzuzufügen, die den Reiz dieses Lebens noch er-
höht? - Ja; und sie liegt darin, daß zum Pflanzen-
leben ein fremdes, kontrastierendes Element hinzu-
tritt, das eben durch seine Andersartigkeit Spannung,
Polyphonie und Wohllaut bewirkt. Ein solches Ele-
ment ist das tektonische, und zu ihm gehört alles,
was Bauwerk ist und sich in den geraden Linien und
Winkeln des Bauwerks bewegt, also das Gartenhaus,
der Sitzplatz im Garten mit seinen hellen Stühlen
und Tischen. Welche Erfrischung gibt es dem Blick,
wenn sich im Garten am Rand eines sonnbeschiene-
nen Rasens, im kühlen Baumschatten eine Gesell-
schaft von weißlackierten Bänken und Sesseln trau-
lich um einen runden Tisch zusammenfindet! Die
geraden Linien und rechten Winkel der Möbel
überschneiden anmutig die Kurven von Laubwerk
und Baumstämmen, die weiße Farbe springt lebhaft
im Grün auf, Naturleben und Menschenwerk geben
sich wechselseitig eine heitere Freude, einen bedeu-
tenderen Sinn. So gut wie der Blumenstrauß das tek-

tonische Gefüge des Innenraums erfrischt, so gut
wird draußen der tektonische Körper dem land-
schaftlichen Gefüge zum schönsten Schmuck. Früher
sah man in herrschaftlichen Gärten öfters Sitzgrup-
pen, die aus Birkenstämmchen angefertigt oder
kunstvoll mit Baumrinde benagelt waren. Sie ver-
folgten die Absicht, die Naturformen nachzuahmen
und so den Gegensatz zwischen Möbel und Umge-
bung zu verwischen. Aber gerade dieser Gegensatz
ist das Belebende. Er ist auch das Geheimnis in der
entzückenden Wirkung steingefaßter Wasserbecken
und laubverhängter Pavillons im Park, auch der
heiteren Götter, Nymphen und Putten, die in den
Schloßgärten von Schwetzingen und Veitshöchheim,
Nymphenburg und Mirabell unter belaubten Bogen-
gängen und an blinkenden Weihern träumen. Eine
Welt anderen, geistigeren Inhalts webt sich durch
solche Elemente in die Welt der Pflanzen ein, und
beide werden einander zur höheren Würze. Im Falle
der Gartenmöbel kommt noch hinzu, daß sich mit
ihnen die erwünschten Vorstellungen behaglichen
Sitzens und Genießens verbinden; der Garten hat in
ihnen seine gastliche, einladende Gebärde. - w. michel

tr1ennale in mailand »gartenmöbel« lackiert: gelb mit grünen stützen. - brand1g1-florenz
 
Annotationen