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INNEN-DE KORATI ON
ARCH. ZIEGLER.-ESSEN »WOHNZIMMERSCHRANK AUS OLIVEN-ESCHE« AUSF. WERKSTATTEN J. DICKERHOFF-BOCHUM
MÖBEL MIT IGRAF-PERGAMENT
Unter den Bestandteilen der biedermeierischen
Inneneinrichtung spielt die Tapete eine beson-
ders betonte Rolle. Die gestreifte, die heiter geblümte
Wandbekleidung ist der nicht wegzudenkende Hinter-
grund der hellen, anmutigen Kirschbaummöbel,
zwischen denen sich vor 100 Jahren das genügsam-
friedliche Leben des deutschen Bürgerhauses abge-
spielt hat. Die Biedermeierzeit hat mit ihrer Neigung
zur glatten Fläche ohne Zweifel ein besonders inni-
ges Verhältnis zur Tapete gehabt; dies bezeugt sich
auch darin, daß sie deren Verwendung keineswegs auf
die Wandfläche beschränkt hat. Sie hat die Decken-
tapete ausgiebig verwendet, sie hat Türen tapeziert,
hat kleine Kastenmöbel, Wandborde, Schachteln mit
Tapeten überzogen, und mit Vorliebe hat sie auch das
Innere von Glas- und andren Schrankmöbeln mit
eigens dafür hergestellten Kleinmustertapeten ausge-
schlagen. Gar mancher Glasschrank aus Großmutters
Zeit zeigt heute noch an den Innenwänden die nied-
liche, vergilbte Puppenstubentapete, mit der er einst-
mals geschmückt war, und was in diesen Innenfä-
chern aufgestellt war an farbigem Porzellan, an
schwarz gerahmten Miniaturbildnissen, an himmel-
blauen oder rosinfarbenen Glaskelchen, hatte an den
Streifen und Blümchen dieser Innenausstattung einen
sehr hübschen Hintergrund.
Daran mag man denken, wenn man heute das
hochentwickelte Kunstmaterial des Igraf-Perga-
ments in zunehmendem Maße für die Außen- und
Innenbekleidung von Möbeln verwendet sieht. Bei
dem schönen Schrankmöbel, das unsre Abbildungen
vorführen, wurde Igraf-Pergament zur Innenausstat-
tung des verglasten Mittelstückes benutzt. Die Bilder
geben einen guten Begriff der harmonischen, ja er-
lesenen Wirkung, welche hier im feinen Zusammen-
stimmen des hellen, warmen Holztones mit der vor-
nehmen, gleichfalls lichtwarmen Farbe des Beklei-
dungsmaterials erzielt wurde. Leicht belebt von
dem Netz materialgemäß empfundener Zufallslinien,
glatt anliegend und widerstandsfähig, gibt diese Innen-
INNEN-DE KORATI ON
ARCH. ZIEGLER.-ESSEN »WOHNZIMMERSCHRANK AUS OLIVEN-ESCHE« AUSF. WERKSTATTEN J. DICKERHOFF-BOCHUM
MÖBEL MIT IGRAF-PERGAMENT
Unter den Bestandteilen der biedermeierischen
Inneneinrichtung spielt die Tapete eine beson-
ders betonte Rolle. Die gestreifte, die heiter geblümte
Wandbekleidung ist der nicht wegzudenkende Hinter-
grund der hellen, anmutigen Kirschbaummöbel,
zwischen denen sich vor 100 Jahren das genügsam-
friedliche Leben des deutschen Bürgerhauses abge-
spielt hat. Die Biedermeierzeit hat mit ihrer Neigung
zur glatten Fläche ohne Zweifel ein besonders inni-
ges Verhältnis zur Tapete gehabt; dies bezeugt sich
auch darin, daß sie deren Verwendung keineswegs auf
die Wandfläche beschränkt hat. Sie hat die Decken-
tapete ausgiebig verwendet, sie hat Türen tapeziert,
hat kleine Kastenmöbel, Wandborde, Schachteln mit
Tapeten überzogen, und mit Vorliebe hat sie auch das
Innere von Glas- und andren Schrankmöbeln mit
eigens dafür hergestellten Kleinmustertapeten ausge-
schlagen. Gar mancher Glasschrank aus Großmutters
Zeit zeigt heute noch an den Innenwänden die nied-
liche, vergilbte Puppenstubentapete, mit der er einst-
mals geschmückt war, und was in diesen Innenfä-
chern aufgestellt war an farbigem Porzellan, an
schwarz gerahmten Miniaturbildnissen, an himmel-
blauen oder rosinfarbenen Glaskelchen, hatte an den
Streifen und Blümchen dieser Innenausstattung einen
sehr hübschen Hintergrund.
Daran mag man denken, wenn man heute das
hochentwickelte Kunstmaterial des Igraf-Perga-
ments in zunehmendem Maße für die Außen- und
Innenbekleidung von Möbeln verwendet sieht. Bei
dem schönen Schrankmöbel, das unsre Abbildungen
vorführen, wurde Igraf-Pergament zur Innenausstat-
tung des verglasten Mittelstückes benutzt. Die Bilder
geben einen guten Begriff der harmonischen, ja er-
lesenen Wirkung, welche hier im feinen Zusammen-
stimmen des hellen, warmen Holztones mit der vor-
nehmen, gleichfalls lichtwarmen Farbe des Beklei-
dungsmaterials erzielt wurde. Leicht belebt von
dem Netz materialgemäß empfundener Zufallslinien,
glatt anliegend und widerstandsfähig, gibt diese Innen-