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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Mayreder, Friedrich: Ein Dreifamilienhaus in Wien: von Architekt Carl Appel, Wien
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Nutzgerät und Schmuckstück
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0185

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INNEN-DEKO RAT ION 177

Noppenstoff, die der Armsessel zum Teil aus braunem
Handdruckleinen, zum Teil aus braunem Chenille-
stoff. Der Teilungsvorhang, ebenfalls Chenillestoff,
ist sandfarbig. Für den Bar-Schrank wurde Napoleon-
marmor verwendet. Die Holzteile der Sitzmöbel sind in
deutschem Nußbaum ausgeführt, die Sitzbank ist mit
bedrucktem Leinen überzogen. Im Untergeschoß
wurde ein Raum als Bauernstube ausgestattet (Abb.
S. 178/179). Sie besteht nicht, wie so oft, aus jenen
sattsam bekannten industriemäßig für solche städti-
schen Bauernstuben hergestellten Möbeln, die Zirbel-
holz durch gelbe Lasur und aufgemalte Astlöcher vor-
täuschen wollen, sondern in der Hauptsache aus
echten bäuerlichen Möbelstücken aus den ostmärki-
schen Alpenländern. Der Ofen ist neu, seine Kacheln
zeigen Darstellungen aus dem Berufe des Hausherrn.
Die Wände sind rauh weißgeputzt, der Fußboden be-
steht aus Weichholz. Der Raum ist sowohl vomHaus-
innern als auch durch einen besonderen Abgang von
der Terrasse zugänglich. Die Türen und Fenster, so-
wie die Wandverkleidung, bestehen aus gebranntem
und gebürstetem Fichtenholz. - f.mayreder

NUTZGERÄT UND SCHMUCKSTÜCK. Wir wis-
sen, daß das Nützliche und das Geschmückte in
alten Zeiten eine ungeschiedene Einheit gebildet ha-
ben. Wir tun gut daran, uns zu erinnern, daß der
scharfe moderne Begriff des Nur-Zweckmäßigen nicht
anders entstehen konnte als auf Grund einer Abstrak-
tion. Zwischen dem Nützlichen und dem Geschmück-
ten besteht ein ähnliches Verhältnis wie zwischen Ar-
beit und Spiel. Im Kindesleben ist beides kaum zu
unterscheiden; und selbst beim Erwachsenen nimmt
die Arbeit, wo sie irgend noch in Freiheit erfolgt,
gerne die Züge des Spieles an, durchwirkt sich mit
rhythmischen Elementen oder mit lustvollen Regun-
gen des Wetteifers und kehrt so in die einheitliche
Grundform menschlichen Tuns zurück. Ähnlich bil-
den auch Sage und Geschichte, Dichtung und Be-
richt eine ursprüngliche Einheit. Der Grund dieses
Zusammenhangs liegt nirgends als in der Einheit der
menschlichen Natur. Wo der Mensch seine Umwelt
gestaltet, gerät er von selbst ins Bilden und Zieren.
Und Schmuck wächst freiwillig auf, weil ihm jeder
Gestaltungsakt zur fruchtbaren Wurzelerde dient. -
 
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