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Michel, Wilhelm: Blick auf den Zusammenhang
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10969#0058
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INNEN-DEKORATION
BLICK AUF DEN ZUSAMMENHANG. Goethe
war nicht Philosoph, aber er hatte vom Zu-
sammenhang des Denkens mit Kunst und Leben
einen so lebhaften Begriff, daß er gelegentlich sagen
konnte: »Wer gegenwärtig über Kunst reden
oder gar schreiben will, der sollte einige Ahnung
haben von dem, was die Philosophie in unseren
Tagen geleistet hat und zu leisten fortfährt.« Ein
hellblickendes Wort, das sich heute von neuem be-
währt. Heute schlägt das Denken die großen Bogen
über alle einzelnen Lebensgebiete. Der Architekt, der
nach dem »Sinn« seiner Arbeit fragt, der Schriftsteller,
der ■ den geistesgeschichtlichen Bewegungen seiner
Zeit folgen will, der Wirtschaftler, der nach führen-
den Ideen zum Aufbau sucht — sie alle müssen heute
Fühlung mit dem Denken der Zeit haben. Nur im
Denken der Zeit finden die Fachleute den Zusammen-
hang, in den sie real gestellt sind, und innerhalb dieses
Zusammenhanges den Platz, auf dem ein fruchtbares
Arbeiten möglich ist.
Wer kann heute, als Baukünstler, als Verleger,
als Verwaltungsfachmann, als Modeschöpfer noch et-
was Vernünftiges für die Mitmenschen tun, ohne über
die Grundeinsichten heutiger Volks- wie Seelen-
kunde Bescheid zu wissen? Er muß die Leitideen der
Zeit aus der Wirklichkeit ablesen können. Philosophie
heißt heute nicht ein Denken im Abseits, im luft-
leeren Raum. Philosophie ist der geistige Ausdruck
der Real-Verbindung, die heute zwischen allen ein-
zelnen Arbeitsgebieten besteht. Die Welt hängt heute
durch Verkehr, Organisation, Zentralisation dichter
in sich zusammen als je vorher. Philosophie ist heute
nichts anderes als denkerische Schau auf den fak-
tischen Zusammenhang, auf das Gemeinschaftliche.
Sie ist Anerkennung einer Tatsache, auf der das
ganze heutige Leben beruht. - Wilhelm michel t
»kommode« massives kiefernholz mit auegestelltem bücherstande]?
INNEN-DEKORATION
BLICK AUF DEN ZUSAMMENHANG. Goethe
war nicht Philosoph, aber er hatte vom Zu-
sammenhang des Denkens mit Kunst und Leben
einen so lebhaften Begriff, daß er gelegentlich sagen
konnte: »Wer gegenwärtig über Kunst reden
oder gar schreiben will, der sollte einige Ahnung
haben von dem, was die Philosophie in unseren
Tagen geleistet hat und zu leisten fortfährt.« Ein
hellblickendes Wort, das sich heute von neuem be-
währt. Heute schlägt das Denken die großen Bogen
über alle einzelnen Lebensgebiete. Der Architekt, der
nach dem »Sinn« seiner Arbeit fragt, der Schriftsteller,
der ■ den geistesgeschichtlichen Bewegungen seiner
Zeit folgen will, der Wirtschaftler, der nach führen-
den Ideen zum Aufbau sucht — sie alle müssen heute
Fühlung mit dem Denken der Zeit haben. Nur im
Denken der Zeit finden die Fachleute den Zusammen-
hang, in den sie real gestellt sind, und innerhalb dieses
Zusammenhanges den Platz, auf dem ein fruchtbares
Arbeiten möglich ist.
Wer kann heute, als Baukünstler, als Verleger,
als Verwaltungsfachmann, als Modeschöpfer noch et-
was Vernünftiges für die Mitmenschen tun, ohne über
die Grundeinsichten heutiger Volks- wie Seelen-
kunde Bescheid zu wissen? Er muß die Leitideen der
Zeit aus der Wirklichkeit ablesen können. Philosophie
heißt heute nicht ein Denken im Abseits, im luft-
leeren Raum. Philosophie ist der geistige Ausdruck
der Real-Verbindung, die heute zwischen allen ein-
zelnen Arbeitsgebieten besteht. Die Welt hängt heute
durch Verkehr, Organisation, Zentralisation dichter
in sich zusammen als je vorher. Philosophie ist heute
nichts anderes als denkerische Schau auf den fak-
tischen Zusammenhang, auf das Gemeinschaftliche.
Sie ist Anerkennung einer Tatsache, auf der das
ganze heutige Leben beruht. - Wilhelm michel t
»kommode« massives kiefernholz mit auegestelltem bücherstande]?