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Brunnen im Haus
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10969#0099
INNEN-DEKORATION 85
VORHALLE MIT KLEINEM SCHMUCKBRUNNEN IN VERSCHIEDENEN ITALIENISCHEN MARMOR ART RN
BRUNNEN IM HAUS
In nördlicheren Landstrichen mag es weniger wich-
tig sein, daß ein kühlströmender Brunnen sein
erfrischendes und belebendes Element ins Innere des
Hauses hereinbringt. Aber in einem Landhaus, das
unter südlicher Sonne stehend von wärmeren Lüften
umweht ist, lebt wohl solch Brunnenwesen als beson-
ders willkommener Hausgeist. Es erscheint wie ein
Sendbote der Wassergeister, die ringsum aus den
Seeflächen aufsteigen, der Quell-, der Bergbach- und
Flußgeister zumal, die von den Alpen herab wirbelnd
und stürzend in unendlichem Reigen der Ebene zu-
streben und überall hin ein neues Leben, selbst in die
bedrückendste Hitze neue Frische bringen. Die Land-
schaft, die durch die Fenster und Loggien das Leuch-
ten ihrer Schönheit ins Innere des Landhauses ein-
strömen läßt, schickt so auch noch einen Teil ihres
elementaren Wesens unmittelbar herein und läßt
die Bewohner ahnen, daß sie auch hier noch mit dem
Draußen verbunden sind.
Solche Verbindung muß natürlich mit einer beson-
deren architektonischen Sorgfalt hergestellt werden,
1943. IV. :
mit einer sachkundigen Liebe, die dem Wasserspen-
der die rechte, den Innenräumen ganz gemäße Fas-
sung und Form gibt. Sie nimmt kühlglatten Marmor,
durch den, wie durch den ganzen Leib der Mutter
Erde, die vielfältigsten Adern ziehen. Sie gibt der
naturhaft hochgewölbten Höhlung des Beckens im
herabgewölbten Halbkreis des Rundbogens die ent-
gegenlaufende Entsprechung. Sie setzt als Ornament
nur zwei kleine, dichtverschlungene, dunkel metall-
glänzende Fische in die Mitte. Würden sie fehlen,
wäre das nüchtern Zweckhafte zu sehr betont, wären
sie um ein wenig größer, üppiger, oder mit Ranken-
werk umgeben, wäre die schöne Flächenruhe des
Vorraumes gestört. So fügt sich alles still zusam-
men: zu einem Wandbrunnen, der etwas anderes
und mehr ist als Wasserleitung, der kein selbstzweck-
haftes Prunkstück sein will, und kaum noch in einer
winzigen Drehung der Fische an die ausladende
Pracht der italischen Barockbrunnen erinnert, der
in seiner gemessenen Zurückhaltung antike Tra-
dition und arkadische Naturnähe ahnen läßt. - s.
VORHALLE MIT KLEINEM SCHMUCKBRUNNEN IN VERSCHIEDENEN ITALIENISCHEN MARMOR ART RN
BRUNNEN IM HAUS
In nördlicheren Landstrichen mag es weniger wich-
tig sein, daß ein kühlströmender Brunnen sein
erfrischendes und belebendes Element ins Innere des
Hauses hereinbringt. Aber in einem Landhaus, das
unter südlicher Sonne stehend von wärmeren Lüften
umweht ist, lebt wohl solch Brunnenwesen als beson-
ders willkommener Hausgeist. Es erscheint wie ein
Sendbote der Wassergeister, die ringsum aus den
Seeflächen aufsteigen, der Quell-, der Bergbach- und
Flußgeister zumal, die von den Alpen herab wirbelnd
und stürzend in unendlichem Reigen der Ebene zu-
streben und überall hin ein neues Leben, selbst in die
bedrückendste Hitze neue Frische bringen. Die Land-
schaft, die durch die Fenster und Loggien das Leuch-
ten ihrer Schönheit ins Innere des Landhauses ein-
strömen läßt, schickt so auch noch einen Teil ihres
elementaren Wesens unmittelbar herein und läßt
die Bewohner ahnen, daß sie auch hier noch mit dem
Draußen verbunden sind.
Solche Verbindung muß natürlich mit einer beson-
deren architektonischen Sorgfalt hergestellt werden,
1943. IV. :
mit einer sachkundigen Liebe, die dem Wasserspen-
der die rechte, den Innenräumen ganz gemäße Fas-
sung und Form gibt. Sie nimmt kühlglatten Marmor,
durch den, wie durch den ganzen Leib der Mutter
Erde, die vielfältigsten Adern ziehen. Sie gibt der
naturhaft hochgewölbten Höhlung des Beckens im
herabgewölbten Halbkreis des Rundbogens die ent-
gegenlaufende Entsprechung. Sie setzt als Ornament
nur zwei kleine, dichtverschlungene, dunkel metall-
glänzende Fische in die Mitte. Würden sie fehlen,
wäre das nüchtern Zweckhafte zu sehr betont, wären
sie um ein wenig größer, üppiger, oder mit Ranken-
werk umgeben, wäre die schöne Flächenruhe des
Vorraumes gestört. So fügt sich alles still zusam-
men: zu einem Wandbrunnen, der etwas anderes
und mehr ist als Wasserleitung, der kein selbstzweck-
haftes Prunkstück sein will, und kaum noch in einer
winzigen Drehung der Fische an die ausladende
Pracht der italischen Barockbrunnen erinnert, der
in seiner gemessenen Zurückhaltung antike Tra-
dition und arkadische Naturnähe ahnen läßt. - s.