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INNEN-DEKORATI ON
»GESCHIRRSCHRANK« KIRSCHBAUM, INNEN: PALISANDER MIT AHORNEINLAGEN. - KÖLNER MEISTERSCHULE
statt oder auf dem Papier als Entwurf gesehen, spra-
chen sie mich, den Soldaten in fremder Umgebung,
doppelt vertraut an: wie Kameraden, von denen man
nicht ganz leichten Herzens Abschied nehmen mußte
und die man unverhofft wiedersah. Und mit dem
Wort »Kameraden« treffen wir auch auf einen Begriff,
den man auf solche Möbel vorzüglich anwenden kann.
Ein Möbel »wohnt« ja in unserem Heim genau so wie
wir selbst, es »lebt« kameradschaftlich mit uns. Es
hat zwar keine Sprache, um auf Fragen Antwort zu
geben. Aber es hat seine stumme und doch beredte
Ausdrucksweise. Es reagiert auf unsere gute oder
schlechte Behandlung, es ist uns sympathisch oder
unsympathisch, es »spricht« uns an oder läßt uns kalt,
es geht auf unsere persönlichen Neigungen und Ge-
schmacksansprüche ein, es tritt bescheiden zurück
im Raum oder wird bewußt »herausgestellt« wie ein
Kamerad, auf dessen Anwesenheit im Hause man
stolz ist; kurzum ein Möbel hat viele Charaktereigen-
schaften, die man auch an einem befreundeten und
lieben Menschen rühmen kann. Nun ist es die große
Kunst des Möbelbauers, seine Werke in einem solchen
Sinne zu »Kameraden« des Besitzers zu machen.
Ein Serienmöbel, das man nach Katalog kaufen
kann, wird nie eine solche Stellung in unserem Heim
einnehmen können. Was hier gesagt wird, ist mit
anderen Worten und gerade in den letzten Jahren
auch schon oft ausgesprochen worden. Aber die Ver-
wirklichung dieser Forderungen nach einem innigen
persönlichen Verhältnis zwischen Möbel und Möbel-
besitzer ist gar nicht so leicht. Sie setzt voraus, daß
Entwerfer und Ausführer des Möbels ein feines Ver-
ständnis für die Aufgaben ihrer Werke und für die
Ansprüche oder Neigungen ihrer Auftraggeber haben,
die je nach Stand, Vermögen, Lebenshaltung oder
auch landschaftlicher Herkunft verschieden sind.
Der Leiter der Abteilung Innenraumgestaltung und
Tischlerei in der Kölner Meisterschule des Deutschen
Handwerks, Innenarchitekt Richard Götz, sieht
deshalb auch eine seiner Hauptaufgaben darin, in
seinen Schülern und in den Meisteranwärtern im
Tischlerhandwerk dieses Verständnis zu vertiefen.
Es würde zu weit führen, auf die Art und Weise ein-
zugehen, wie Richard Götz und die ihm unterstellten
Fachlehrer dieses Ziel zu erreichen versuchen. Das
ist die Aufgabe eines sorgfältig durchdachten Lehr-
INNEN-DEKORATI ON
»GESCHIRRSCHRANK« KIRSCHBAUM, INNEN: PALISANDER MIT AHORNEINLAGEN. - KÖLNER MEISTERSCHULE
statt oder auf dem Papier als Entwurf gesehen, spra-
chen sie mich, den Soldaten in fremder Umgebung,
doppelt vertraut an: wie Kameraden, von denen man
nicht ganz leichten Herzens Abschied nehmen mußte
und die man unverhofft wiedersah. Und mit dem
Wort »Kameraden« treffen wir auch auf einen Begriff,
den man auf solche Möbel vorzüglich anwenden kann.
Ein Möbel »wohnt« ja in unserem Heim genau so wie
wir selbst, es »lebt« kameradschaftlich mit uns. Es
hat zwar keine Sprache, um auf Fragen Antwort zu
geben. Aber es hat seine stumme und doch beredte
Ausdrucksweise. Es reagiert auf unsere gute oder
schlechte Behandlung, es ist uns sympathisch oder
unsympathisch, es »spricht« uns an oder läßt uns kalt,
es geht auf unsere persönlichen Neigungen und Ge-
schmacksansprüche ein, es tritt bescheiden zurück
im Raum oder wird bewußt »herausgestellt« wie ein
Kamerad, auf dessen Anwesenheit im Hause man
stolz ist; kurzum ein Möbel hat viele Charaktereigen-
schaften, die man auch an einem befreundeten und
lieben Menschen rühmen kann. Nun ist es die große
Kunst des Möbelbauers, seine Werke in einem solchen
Sinne zu »Kameraden« des Besitzers zu machen.
Ein Serienmöbel, das man nach Katalog kaufen
kann, wird nie eine solche Stellung in unserem Heim
einnehmen können. Was hier gesagt wird, ist mit
anderen Worten und gerade in den letzten Jahren
auch schon oft ausgesprochen worden. Aber die Ver-
wirklichung dieser Forderungen nach einem innigen
persönlichen Verhältnis zwischen Möbel und Möbel-
besitzer ist gar nicht so leicht. Sie setzt voraus, daß
Entwerfer und Ausführer des Möbels ein feines Ver-
ständnis für die Aufgaben ihrer Werke und für die
Ansprüche oder Neigungen ihrer Auftraggeber haben,
die je nach Stand, Vermögen, Lebenshaltung oder
auch landschaftlicher Herkunft verschieden sind.
Der Leiter der Abteilung Innenraumgestaltung und
Tischlerei in der Kölner Meisterschule des Deutschen
Handwerks, Innenarchitekt Richard Götz, sieht
deshalb auch eine seiner Hauptaufgaben darin, in
seinen Schülern und in den Meisteranwärtern im
Tischlerhandwerk dieses Verständnis zu vertiefen.
Es würde zu weit führen, auf die Art und Weise ein-
zugehen, wie Richard Götz und die ihm unterstellten
Fachlehrer dieses Ziel zu erreichen versuchen. Das
ist die Aufgabe eines sorgfältig durchdachten Lehr-