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Internationale Sammlerzeitung: Zentralbl. für Sammler, Liebhaber u. Kunstfreunde — 12.1920

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Nr. 2 (15. Jänner)
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Seite 10

Internationale Sammler-Zeitung

Nr. 2

ehrenvollen Prozeß mit der Familie der Herzogin von Hamilton
■verwickelt; die Verhandlung vor dem Tribunal de le instance
verschaffte Sehr, den Genuß, das größte Rednertalent des
heutigen Frankreich, den Legitimisten Burger, plaidieren
zu hören. Dr. Koreff ist eine Art hebräischer Faust; in seiner
Wohnung wimmelt es von allerhand zauberhaften Apparaten;
dazu wohnt er ganz allein in einem kleinen Hause am Bou-
levard. Heine ist einer der liebenswürdigsten, aber zugleich
charakterlosesten Menschen, die es gibt; Bemerkungen über
die Feinheit und Durchdringlichkeit des Geistes und des
Gefühles Heines; über dessen Reizbarkeit. Verteidigt Heine
gegen den Vorwurf der Immoralität des Lebenswandels.
Heines Unglück ist seine Umgebung, ein Mischmasch von
politischen Flüchtlingen, Dichterlingen und Abenteurern
aller Art, meistens Juden. Französische Zelebritäten hat
Sehr, noch nicht besucht, da Marmier, auf den er als Führer
rechnete, in Dänemark ist. Wird in wenigen Tagen die Häupter
der modernen Literatur Frankreichs aufsuchen. —- Sehr
unangenehm war ihm, daß seine Affäre mit Braunthal in die
hiesigen Blätter gedrungen ist. Der „Temps” hatte zuerst
eine schmeichelhafte Notiz über sein Hiersein gebracht;
ein paar Tage darauf enthielt Galignanis „Messenger” eine
entstellte Erzählung seiner Schritte gegen B., die in „Siöcle”,
„Temps”, „Commerce”, „Presse” usw. überging. Zitiert die
betreffende Stelle im „Temps”. Will keine Berichtigung mehr
einsenden. —■ Er lebt hier angenehm und behaglich ein poten-
ziertes Wienerleben; hat sich sehr gerne daran gewöhnt, daß
man hier öffentlich und ungeniert von Dingen spricht, über
die man dort schweigen muß. — Dr. Savoie, dessen Name in
den rheinbayrischen Unruhen eine fatale Bekanntheit erlangt
hat, beabsichtigt, von Neujahr 1838 an ein Journal „Panorama
de TAllegmane“ herauszugeben, das mit Vermeidung der
Klippen, woran Börnes „Balance” gescheitert ist, Frankreich
mit Deutschland bekannt machen soll. Derselbe wünscht einen

verläßlichen Korrespondenten aus Wien. Sehr, hat Adr.
vorgeschlagen. Die Aufsätze werden deutsch eingesandt und
hier übersetzt. Adr. möge annehmen, da er an keinen Termin
gebunden ist. Politik ist (als Hauptgegenstand) ausgeschlossen.
— Erkundigt sich nach der Ziehung des großen Hauses Nr. 847
in Wien am 21. Oktober. — Bittet, bei Braumüller zu bestellen:
Sommers und Hormayers Taschenbuch für 1838; „Rom im
Jahre 1833”, Stuttgart, Cotta; die Zeitschrift „Le Voleur”,
Paris, 1838; Lenaus „Faust” und „Savonarola”; Hoffmann
von Fallersleben „Altdeutsche Gedichte”; Grüße an den
wackeren Mann. —- Bleibt bis Neujahr hier und geht dann
auf kurze Zeit nach London. Adresse hier: Bankierhaus Pillet
Will & Co., Chaussee d’Antin. — Grüße an alle gemeinschaft-
lichen Freunde; Empfehlung an Herrn Zahlbruckner. —•
Adr. möge Zedlitz sagen, daß Sehr, in Apponyis Hause ver-
kehrt. — Nachschrift: Chevalier Mani (v. Neuwall) grüßt Adr.
und Adolf (Herz).
In dieser, des Guten zu viel tuenden Weise geht es
fort; wenn hie und da ein Zusammenhang im Inhalt zu
fehlen scheint, so findet es seine Erklärung darin, daß
Übergänge, die an sich belanglos waren, weggelassen
wurden. Auch sind ja in Briefen, die sich auf Vielerlei
beziehen, Gedankensprünge nicht selten, die zwar dem
Schreiber und Adressaten, nicht aber einem Dritten
verständlich sind.
Die Brauchbarkeit des Bandes wird noch wesentlich
durch ein Namensverzeichnis erhöht, das über 1800
Namen aufweist. Wir wollen hoffen, daß diesem Band
in rascher Folge die weiteren sich anschließen werden;
Forschern und Bibliophilen zum Nutz, der Wiener
Stadtbibliothek zur Ehr4, die sich damit ein Denkmal,
dauernder als Erz, schafft.

Ko'

Der Nachlass Johann von Glowackys.

2,548,051 Kronen! In dieser auch jetzt noch im-
posanten Summe drückt sich das Ergebnis der Auktion
des Nachlasses Johann von Glowackys aus, dessen
erster Teil am 11. und 12. v. M. im Wiener Dorotheum
unter den Hammer kam. An diesem Riesenresultate
partizipieren in erster Linie die Gemälde, um die sich
ein lebhafter Kampf entspann. Viel Anklang fanden
auch die antiken Stöcke, die denn auch sehr gute
Preise erziehlten.
Nachstehend die Ergebnisse der Versteigerung.
Alte Meister.
Nr. 8, Deutsch, um 1820, Bildnis eines Herrn, K 1300;
Nr. 10, Niederländisch, um 1700, Landschaft, K 3500; Nr. 14,
Niederländisch, Mann mit Mühlsteinkragen, K 1000; Nr. 18,
Deutsch, um 1700, Wasserfall, K 1400; Nr. 19, Niederländisch?
um 1700, Landschaft, K 5100; Nr. 20, Deutsche Schule, Bauer
mit zwei Pferden am Fluß, K 1600; Nr. 21, Deutscher Maler,
um 1700, Landschaft mit Figuren, K 2100; Nr. 22, Nieder-
ländisch, um 1650, Landschaft mit Fluß, K 1800; Nr. 23,
Deutscher Barockmaler, Die heilige Familie, K 1800; Nr. 25,
Holländischer Maler des 18. Jh., Uferlandschaft, K 2100;
Nr. 28, Deutsch, um 1730, Landschaft, K 1500; Nr. 29, Franzö-
sisch, um 1830, Ruine in Landschaft, K 3500; Nr. 31, Deutsch,
um 1700, Bildnis einer alten Frau, K 1700; Nr. 32, Nachahmer
des Teniers, Landschaft mit Herde und Hirten, K 4800;
Nr. 33, Niederländisch, um 1700, Rauchende Bauern, K 1500;
Nr. 34, Deutsch, um 1720, Flußlandschaft mit Ruine, K 1500;
Nr. 35, Italienisch, um 1600, Studienkopf eines alten Mannes,
K 1050; Nr. 37, Vollerdt, Landschaft mit Schloßruine,
K 8500; Nr. 38, österreichischer Maler, um 1750, Josef II.
als Kronprinz, K 1300; Nr, 40, Italienisch, 17. Jh., Kleopatra,

K 1050; Nr. 41, Schinnagl, Landschaften, K 2700; Nr. 44,
Niederländisch, um 1650, Stilleben, K 10.000; Nr. 45, Nieder-
ländisch, um 1700, Bäuerin mit Krug und Glas, K 3000; Nr. 46,
Niederländisch, um 1650, Am Strand, K 7500; Nr. 47, öster-
reichischer Barockmaler, Tod des heiligen Josef, K 2500;
Nr. 48, Wiener Maler, Venus von spielenden Amoretten um-
geben, K 6100; Nr. 49, Bourguignon, Art des, Reitergruppe,
K 1900; Nr. 50, Thiele, Zwei Igemälde, K 5000; Nr. 51,
Französisch, um 1720, Damenbildnis, K 9000; Nr. 52, Nieder-
ländisch, Ende 17. Jh., K 5000; Nr. 53, Italienisch, um 1630,
Büßende Magdalena, K 3800; Nr. 54, Italienisch, Mitte 17. Jh.,
Anbetung der Hirten, K 1650; Nr. 55, Janneck (?), Zwei
Bauern und eine Frau zechend, K 4600; Nr. *6, Italienisch,
17. Jh., Stilleben, K 8000; Nr. 57, Deutsch, um 1750, Aufbruch
zur Jagd, K 9500; Nr. 58, Art des Hendrik Beijeren, Fischer
mit Beute am Strand, K 1100; Nr. 59, Niederländisch, Anfang
18. Jh., Beim Mittagstisch, K 16.000; Nr. 60, Paudiss, Art
des, Kopf eines alten Mannes, K 9000; Nr. 61, Niederländisch,
um 1650, Zechende Bauern, K 7000; Nr. 62, Niederländisch,
um 1700, Kühe von Hirten getrieben, K 8800; Nr. 63, Norbert
Grund, Landschaft mit Teich, K 9000; Nr. 64, Niederländisch,
um 1650, Marine, K 8000; Nr. 65, Venezianisch, um 1580,
Maria mit dem Kinde und der heiligen Katharina, K 12.500;
Nr. 66, Niederländisch, um 1650, Landschaft mit Fischern am
Strand, K 12.000; Nr. 67, Niederländisch, um 1650, Aktäon
überrascht Diana, K 4600; Nr. 68, Italienisch, um 1700, Moses
schlägt Wasser aus dem Felsen, K 12.000; Nr. 69, Französisch,
um 1750, Vollksfest in der Rokokozeit, K 18.000; Nr. 70,
Italienisch, um 1650, Stilleben, K 5500; Nr. 71, Maulpertsch,
Entwurf zu einem Altarbild, K 4000; Nr. 73, Bio emen, Reiter-
gruppe aus dem Siebenjährigen Kriege, K 7000; Nr. 74, Nieder-
ländischer Romanist, um 1650, Die heilige Familie und die
 
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