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Seite 58

INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG

Nr. 7

Skizze Beethovens zum „Erlkönig“ aus dem
Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde Interesse.
Eine völlige Neuentdeckung bildet die Korrespon-
denz des Leipziger Literaten Rochlitz mit dem
Wiener Komponisten und nachmaligen Direktor der
Hofbibliothek Ignaz von Mosel. Hier auch das
Manuskript von Hugo Wolfs „Rattenfänger“. Ober-
halb der Pulte beiderseits schöne Ansichten aus den
böhmischen Bädern und von den Städten und Stät-
ten, die in Goethes Leben eine Rolle spielten. Auf
der gegenüberliegenden Seite die Quellen zum
„Westöstlichen Diwan“, die ja großenteils auf die
Wiener Orientalistenschule und im besonderen auf?
H a m m e r - P u r g s t a 1 1 zurückgehen. Dort ist
auch eine Vitrine der aus Linz stammenden Marianne
von W i 11 e m e r gewidmet, welche Goethe zu den
herrlichen Suleikaliedern, jenes Gedichtenzyklus in-
spirierte und die selbst zu demselben mehrere der
schönsten beitrug, die der Dichter unter seinem
Namen darin aufnahm.
An zweiter Stelle steht Berlin, wo Prof. Dr.
Anton Kippenberg, der Besitzer und Leiter des
Inselverlages in Leipzig, seine großartige Goethe-
Sammlung ausgestellt hat. Zwölf Säle der Akademie
füllen die Schätze aus. Der Eingangsraum führt zu
den Goethe-Städten Frankfurt, Leipzig, Straßburg,
Zürich, Weimar, Rom, Jena, Karlsbad, Dornburg. Die
grünlasierte Klauersche Terrakottabüste Goethes,
der berühmten Klauerschen Goethemaske in Weimar,
diesem schönsten Goethebildnis, kaum nachstehend
überragt als Kunstwerk weit die Büsten, die Rauch
und Tieck geschaffen haben. Der zweite Saal ist dem
Goethe auf der Höhe seines Schaffens gewidmet.
Vom „Decret für den Geheimbden Legationisrath D.
Goethe“, dem. frühesten Zeugnis von Goethes An-
wesenheit in Weimar, bis zu den bei Lebzeiten
Goethes erschienenen Gesamtausgaben, ist in neun-
zehn Vitrinen alles Wichtige zu finden, was auf den
Entwicklungsgang Goethes sich bezieht. Ueber man-
ches Manuskript, das da unter Glas liegt, wird das
A.uge mit heiliger Scheu gehen. Die erste Fassung,
des Mondliedes in der Abschrift der Frau v. Stein
ist da. Eine lateinische Eintragung in das Fremden-
buch des Brockenhauses, die Goethe später mit den
Versen wiedergegeben hat:
,,Wär' nicht das Auge isonnenhaft,
die Sonne könnt' es nie erblicken:
läg‘ nicht in uns des Gottes eigne Kraft,
wie könnt' uns Göttliches entzücken?"
Manuskriptseiten, Korrekturblätter aus „Dich-
tung und Wahrheit“ und so viele Dokumente sind
da, die erweisen, daß Goethes Erkenntnisdrang .schier
unersättlich war. Ein Saal umfaßt das Fürstenhaus
zu Weimar, ein anderer Goethes Familie und Vater-
stadt, einer der interessantesten den jungen Goethe.
Einer enthält eine herrliche Silhouettensammlung,
ein anderer ist dem größten Erlebnis Goethes Italien
gewidmet. Theater und Musik, Naturwissenschaften,
Werther und Alt-Weimar schließen sich an. Der
große Hauptsaal ist ganz dem F a u s t geweiht. Hier
kann auch der historisch und literarisch unbelastete
Bürger wenigstens äußerlich ohne Mühe erkennen,
wie aus der bescheidenen Volkssage das gewaltige
Werk erwachte, dias Goethe der Welt schenkte. Von
der 1587 beim Frankfurter Buchdrucker Johann
Spies erschienenen ersten aller Faustdichtungen
„Historia von D. Johann Fausten, dem weitbeschref-
ten Zauberer und Schwarzkünstler“ bis zu den ver-
schiedenen Ausgaben des Goetheschen Faust und
den Ausgaben der Weltliteratur fehlt kaum ein be-
deutendes Stück. Die bildende Kunst ist mit den
Faustillustrationen von Delacroix, Peter von Corne-

lius bis herauf zu Barlach, Slevogt und Jaeckel ver-
treten. Und in den Vitrinen liegen zwischen den ver-
schiedenen Ausgaben, Druckproben, Korrekturen,
Stichen, Kupfern, Briefen, Andenken usw. herrliche
Manuskripte, Eines der kostbarsten Kleinodien sind
die Schlußzeilen des Chorus mysticus: „Alles Ver-
gängliche ist nur ein Gleichnis .. .“ Er sollte ursprüng-
lich Chorus in Excelsis heißen, aber Goethe hat die
Ueberschrift schon im Manuskript geändert.
In Basel zeigt die Universitätsbibliothek eine
Goethe-Ausstellung, in der 43 aus Basler Besitz
stammende Originaibriefe Goethes, sowie 7 Goethe-
Autogramme, darunter einige Verse aus dem zweiten
Teil des „Faust" sich befinden, Ueber 150 ebenfalls
aus Basler Privateigentum zur Verfügung gestellte
Handschreiben von Personen des Goethe-
kreises mit teilweise bemerkenswerten Erwähnungen
des Dichters, vielfach durch zeitgenössische Porträt-
stiche ergänzt, machen die weitreichende Ausstrah-
lung seines Lebens sinnfällig; neben Briefen von
Schiller, Herder, Kleist seien als seltenste Blätter
erwähnt Schriftstücke von Käthchen Schönkopf,
Friederike Brion und Karl Wilhelm Jerusalem, Die
Beziehungen zu den wichtigsten Persönlichkeiten
sind durch wertvolle Erst- und Frühausgaben Goe-
thescher Werke veranschaulicht.
Interessante Goethe-Ausstellungen werden wei-
ters aus Bielefeld, Luzern, Amsterdam
(Universitätsbibliothek), Groningen u. a. Städten
gemeldet.
Münzen und Medaillen von Goethe und dem
Goethe-Kreis.
Die Münzenhandlung Robert Ball Nachf. in
Berlin, die schon im April 1930 eine interessante
Goethe-Sammlung versteigert hat, bringt anläßlich
des 100. Todestages Goethes am 19, April wieder
eine ähnliche Sammlung auf den Markt,
Der Katalog, wie bei dieser Firma immer, sorg-
fältig bearbeitet, gibt im Vorwort, das Dr, Waldemar
W r u c k geschrieben hat, eine Uebersicht über die
bisher erschienenen Goethe-Medaillen, Darnach ent-
stand die erste Goethe-Medaille um 1780, Sie wurde
von Boltschauer mit dem jugendlichen Brust-
bild des Dichters nach einem Bilde von Melchior
geschaffen. Aus den folgenden Jahren kennen wir
eine große Anzahl Skulpturen, Gemälde und Zeich-
nungen jeder Art: merkwürdigerweise wurden keine
Medaillen angefertigt. Nur wenig wissen wir auch
von einer im Jahre 1803 projektierten Medaille.
Auch Napoleons Plan, durch seinen Hofmedailleur
Denon um das Jahr 1806 Medaillen auf Goethe
und Wieland anfertigen zu lassen, wurde nicht aus-
geführt; die damals entworfenen Zeichnungen sind
bis heute noch nicht aufgefunden. Goethes Gönner
und Freund, Karl von Dalberg, hatte in der Ber-
liner Medaillenanstalt von Loos nach einem Gips-
abguß von Kügelgens Medaillon eine Medaille be-
stellt (wohl um 1812), infolge des hohen Preises —-
Loos berechnete 60 Friedrichd'ors — aber ruhigere
Zeiten abzuwarten geäußert.
Die erste Goethe-Medaille, die der Katalog ent-
hält, ist die 1809 nach einem Modell von Posch
in der k, Eisengießerei in Berlin geprägte einseitige
Eisengußmedaille, Eine weitere Gußmedaille ist die
berühmte S c h a d o w - M e d a i 1 1 e, die 1815
zum 66. Geburtstage Goethes erschien. Von Rauchs
weltbekannter Goethe-Büste wurden die beiden Me-
daillen von B o v y beeinflußt, von denen die erste
aus dem Jahre 1824 durch den einen Lorbeerkranz
haltenden Adler Goethes Neigung zur Poesie und
die zweite aus dem Jahre 1831 .seine Neigung zur
Naturforschung symbolisiert. Anläßlich des 50 jähri-
 
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