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Jähns, Max; Jähns, Max [Hrsg.]
Geschichte der Kriegswissenschaften vornehmlich in Deutschland (Band 1): Altertum, Mittelalter, XV. und XVI. Jahrhundert — München, Leipzig, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.26141#0826
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774 Das XVI. Jahrhundert. IV. Die Wissenschafl von der Befestigung rc.

IV. Kgplkel.

Die Wiffenschaft von der Befestigung nnd dem Betugerungskriege.

I. Gruppe.

Utiergangs^eit.

ß 106.

Die zunehmende Macht der Artillerie hatte im 15. Jhdt.
zwei neue wichtige Gedanken gezeitigt: den der Flankierung durch
ausspringende Batterien an Stelle der alten Türme und den, die
Escarpe, welche bisher fast nur ein Hindernis gewesen war, mit
selbständig wirkender Wehrkraft auszustatten. BeideGedanken
hatten in der zweiten Hälste des 15. Jhdts. bei den Völkern diesseits
der Alpen durch dieRondelle und dieHohlbauten Verwirklichung
gefunden. Als begleitende Elemente traten hinzu: die Steigernng der
niederen Grabenverteidigung durch Verbesserung der „austretenden
Streichwehren" (caxormiäros) und die Verwendung von
Erde, Holz und Flechtwerk als Baumaterial. Jn letzterer
Hinsicht waren die Deutschen allen andern Völkern voraus: der
Bau mit Schutten (Erdwüllen), Bergen (Kurtinenkavalieren) und
Basteien (kasemattierten Bollwerken), wie Hans Schermer ihn lehrt
(XV. ß 73), darf als Höhepunkt der Befestigungskunst des 15. Jhdts.
betrachtet werden. — Diese Überlegenheit empfand man auch in Jtalien,
wo das geradezn betäubende völlige Versagen der so großartigen
mittelalterlichen Befestigungen der reichen Stüdte gegenüber der Artil-
lerie Charles' VIII. Anlaß zu nachdrücklichen Reformbestrebungen
wurde. Der kriegerische Papst Julius II. berief eine eon^rsKamono
von Bauverständigen, die unter dem Vorsitze des Herzogs von
Urbino nach Mitteln suchen sollte, um der fortisikatorischen Ohn-
macht Jtaliens abzuhelfen. Daß sie dabei ihre Augen nach Norden
richtete, erscheint begreiflich, wenn man z. B. Machiavelli 1521 in
seinem 7. Buche, nach rühmendem Hinweis auf eine deutsche Tor-
einrichtung, ausrufen hört: „Jmmer von neuem erklüre ich, daß das
antike Kriegswesen in der ganzen Welt vergessen, in Jtalien aber
völlig untergegangen ist. Findet sich sonst noch einmal irgend etwas
Brauchbares, so haben wir es den Völkern jenseits der Alpen zu ver-
 
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