Eines hohen Rats Silberschatz
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Abb. 8. Ratssilber der Stadt Neustadt i. H.
und von dem Hamburger Hinricli Ohmßen, nach 1635, angefertigt ist. Aber der Doppel-
adlerstempel weist das Stück als Lübecker Arbeit aus. Die beiden anderen Stempel, ein
Turm und HO sind m. W. noch nicht gedeutet. — Der kleinere Stengelpokal, der keine
Stempel zeigt, dafür die am Fuß eingravierte Jahreszahl 1581, ist 35 cm hoch, von reiner
Renaissanceform. Der Fuß ist sehr einfach entwickelt: über zwei ornamentierten Wulsten
eine Trommel, darauf eine Vase, deren Hals und vier Henkel den Hohlkörper tragen.
Dieser ist unten wie ein Eichelnäpfchen gebildet, aus dem die kluftbecherförmige eigent-
liche Cuppa hervorwächst. Deckel flach, einfach. An allen Wulstgliedern getriebenes
Reschlagornament mit Früchten, weiblichen Köpfen und Hängetüchern; unterhalb der
Lippe ein graviertes, aus Arabesken zusammengesetztes Rehangornament.
Und hier sind wir mit den alten Ratsilberschätzen, die sich noch heute in städtischem
besitz befinden, zu Ende. Außer dem Lüneburger Ratsilber, das heute dem berliner
Kunstgewerbemuseum gehört, wird sich durch örtliche Nachforschung wohl noch manches
Stück als ehemals städtische Kostbarkeit erweisen lassen. Solche Nachforschung hat z. b.
J. Warncke in sehr erfolgreicher Weise in dem kleinen holsteinischen Städtchen Neu-
stadt ausgeführt. Es ist zu hoffen, daß Ähnliches auch an anderen Orten geleistet werde.
Ein sehr ansehnlicher Teil des ehemaligen Ratsilbers von Neustadt gehört jetzt der Neu-
städter Schützengilde, die, aus dem Mittelalter stammend, i 733 unter Festsetzung eines
„Gildebuches“ vom Herzog feierlich bestätigt wurde; es wird im Neustädter Kreis-
museum verwahrt. Von den dreizehn Silberbechern sind nicht weniger als sieben durch
ihre Inschriften als ehemaliges Ratsilber beglaubigt; von drei weiteren ist wahrscheinlich,
daß sie früher der Stadt gehörten. Es sind durchweg walzenförmige becher, z. T. mit leicht
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Abb. 8. Ratssilber der Stadt Neustadt i. H.
und von dem Hamburger Hinricli Ohmßen, nach 1635, angefertigt ist. Aber der Doppel-
adlerstempel weist das Stück als Lübecker Arbeit aus. Die beiden anderen Stempel, ein
Turm und HO sind m. W. noch nicht gedeutet. — Der kleinere Stengelpokal, der keine
Stempel zeigt, dafür die am Fuß eingravierte Jahreszahl 1581, ist 35 cm hoch, von reiner
Renaissanceform. Der Fuß ist sehr einfach entwickelt: über zwei ornamentierten Wulsten
eine Trommel, darauf eine Vase, deren Hals und vier Henkel den Hohlkörper tragen.
Dieser ist unten wie ein Eichelnäpfchen gebildet, aus dem die kluftbecherförmige eigent-
liche Cuppa hervorwächst. Deckel flach, einfach. An allen Wulstgliedern getriebenes
Reschlagornament mit Früchten, weiblichen Köpfen und Hängetüchern; unterhalb der
Lippe ein graviertes, aus Arabesken zusammengesetztes Rehangornament.
Und hier sind wir mit den alten Ratsilberschätzen, die sich noch heute in städtischem
besitz befinden, zu Ende. Außer dem Lüneburger Ratsilber, das heute dem berliner
Kunstgewerbemuseum gehört, wird sich durch örtliche Nachforschung wohl noch manches
Stück als ehemals städtische Kostbarkeit erweisen lassen. Solche Nachforschung hat z. b.
J. Warncke in sehr erfolgreicher Weise in dem kleinen holsteinischen Städtchen Neu-
stadt ausgeführt. Es ist zu hoffen, daß Ähnliches auch an anderen Orten geleistet werde.
Ein sehr ansehnlicher Teil des ehemaligen Ratsilbers von Neustadt gehört jetzt der Neu-
städter Schützengilde, die, aus dem Mittelalter stammend, i 733 unter Festsetzung eines
„Gildebuches“ vom Herzog feierlich bestätigt wurde; es wird im Neustädter Kreis-
museum verwahrt. Von den dreizehn Silberbechern sind nicht weniger als sieben durch
ihre Inschriften als ehemaliges Ratsilber beglaubigt; von drei weiteren ist wahrscheinlich,
daß sie früher der Stadt gehörten. Es sind durchweg walzenförmige becher, z. T. mit leicht