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Hermann Voss
einßild von großem festlichenReich-
tum, dessen Zusammenhang mit
Ricci und Tiepolo sofort ins Auge
fällt, das aber immerhin auch indi-
viduellere Momente aufweist, z. B.
die sehr charakteristischen Engel-
putten, denen wir noch häutig bei
unseremKünstler begegnen werden,
den Typ der Madonna, die eigenarti-
gen wulstförmig gebildeten Finger.
Ob das Bild um iy4° entstanden
ist, wie die lokale Tradition wissen
will, vermag ich nicht nachzuprü-
fen.
Mit dem Stile dieses Hauptwerkes
geht das wenige, was zuverlässige
(Iberlieferung in Venedig Fonte-
basso benennt, gut zusammen, so das
in Molmentis Tiepolo-Buche abge-
bildete Rundbild des hl. Rochus in
der Glorie (Sakristei von S. Rocco),
ferner auch das lebendig geschilderte Wunder des hl. Franciscus a Paola im Seminario,
Abb. 15, ein nicht großes Bild, in dem man alle Merkmale des Tolmezzaner Altargemäldes in
noch ausgesprochenerer Weise wiederfindet. Bemerkenswert ist namentlich die Zeichnung
der Hände, die markanten Profile und Halbprofile, die schweren, etwas plumpen Draperie-
motive und nicht zuletzt die Hintergrundarchitektur.
Andere m. E. sicher dem Fontebasso zuzuweisende Werke innerhalb Venedigs sind:
eine Versammlung von Heiligen (Johannes d. E., Hieronymus und Sebastian) um einen
thronenden Bischof im Arcangelo Raffaele (i. Altar rechts), ein Deckenoval in S. Fran-
cesco della Vigna (Kapelle r. vom Chor, dem hl. Petrus von Alcantara geweiht) und als das
wichtigste: eine hl. Familie mit 3 verehrenden Mönch heiligen in der Akademie, Tf.IV, 6, die
bislang dem G. B. Tiepolo zugeschrieben ward (in Sacks Werke Verzeichnis als Nr. i i 3).
Sie stammt aus S. Prosdocimo in Padua, wo sie bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts
als eine Arbeit Tiepolos galt. Diese Zuweisung wird indessen schon durch den ganz ab-
weichenden, viel trockeneren farbigen Charakter ausgeschlossen, nicht minder durch die
geringere Meisterschaft der malerischen Technik sowie durch die z. T. plumpen und
schwerfälligen Formen, in denen sich unschwer Fontebassos Art wiedererkennen läßt.
Unleugbar steht die Komposition dem Geiste Tiepolos nahe, und es ist möglich, ja wahr-
Abb. i5. Fontebasso, Wunder des hl. Franciscus a Paola
Venedig, Seminario
Hermann Voss
einßild von großem festlichenReich-
tum, dessen Zusammenhang mit
Ricci und Tiepolo sofort ins Auge
fällt, das aber immerhin auch indi-
viduellere Momente aufweist, z. B.
die sehr charakteristischen Engel-
putten, denen wir noch häutig bei
unseremKünstler begegnen werden,
den Typ der Madonna, die eigenarti-
gen wulstförmig gebildeten Finger.
Ob das Bild um iy4° entstanden
ist, wie die lokale Tradition wissen
will, vermag ich nicht nachzuprü-
fen.
Mit dem Stile dieses Hauptwerkes
geht das wenige, was zuverlässige
(Iberlieferung in Venedig Fonte-
basso benennt, gut zusammen, so das
in Molmentis Tiepolo-Buche abge-
bildete Rundbild des hl. Rochus in
der Glorie (Sakristei von S. Rocco),
ferner auch das lebendig geschilderte Wunder des hl. Franciscus a Paola im Seminario,
Abb. 15, ein nicht großes Bild, in dem man alle Merkmale des Tolmezzaner Altargemäldes in
noch ausgesprochenerer Weise wiederfindet. Bemerkenswert ist namentlich die Zeichnung
der Hände, die markanten Profile und Halbprofile, die schweren, etwas plumpen Draperie-
motive und nicht zuletzt die Hintergrundarchitektur.
Andere m. E. sicher dem Fontebasso zuzuweisende Werke innerhalb Venedigs sind:
eine Versammlung von Heiligen (Johannes d. E., Hieronymus und Sebastian) um einen
thronenden Bischof im Arcangelo Raffaele (i. Altar rechts), ein Deckenoval in S. Fran-
cesco della Vigna (Kapelle r. vom Chor, dem hl. Petrus von Alcantara geweiht) und als das
wichtigste: eine hl. Familie mit 3 verehrenden Mönch heiligen in der Akademie, Tf.IV, 6, die
bislang dem G. B. Tiepolo zugeschrieben ward (in Sacks Werke Verzeichnis als Nr. i i 3).
Sie stammt aus S. Prosdocimo in Padua, wo sie bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts
als eine Arbeit Tiepolos galt. Diese Zuweisung wird indessen schon durch den ganz ab-
weichenden, viel trockeneren farbigen Charakter ausgeschlossen, nicht minder durch die
geringere Meisterschaft der malerischen Technik sowie durch die z. T. plumpen und
schwerfälligen Formen, in denen sich unschwer Fontebassos Art wiedererkennen läßt.
Unleugbar steht die Komposition dem Geiste Tiepolos nahe, und es ist möglich, ja wahr-
Abb. i5. Fontebasso, Wunder des hl. Franciscus a Paola
Venedig, Seminario