36
Ernst Zimmermann
lernen will. Aber diese Ergänzungen können bis-
weilen doch recht wertvolle sein. Man denke nur
an den Claudius Civilis Rembrandts, an die pracht-
vollen Franzosen des 18. Jahrhunderts im Stock-
holmerlNationalmuseum,dieman außer inParisund
in St. Petersburg an keiner Stelle der Welt so gut
studieren kann wie hier! Und daneben wäre dann
noch so manches andere Kunstwerk zu nennen,
was hier jedem, der Schweden zum ersten Male be-
sucht, zur willkommensten Überraschung wird.
Ganz auffallend reichhaltig ist aber in diesem
Lande die alte Keramik vertreten, sowohl in den
öffentlichen wie auch in den privaten Sammlungen.
Der Grund hierfür ist, daß keramische Erzeugnisse
in Schweden aus älterer Zeit recht reichlich vor-
handen sind. Denn einmal besaß es im 18. Jahr-
hundert zwar kaum eine einzige wirklich recht
leistungsfähige Porzellanfabrik, dafür aber zwei
sehr tüchtige Erzeugungsstätten von Fayencen, die
bei uns ja auch seit langem die gebührende Beach-
tung gefunden haben: die zu Boerstrand und zu
Gustafsberg. Daneben aber hat es, eben, weil es in
ihm keine hervorragenden Porzellanfabriken gab,
weit länger als irgendein anderes Kulturland
Europas, dank seiner 1626 gegründeten Ost¬
indischen Kompagnie, mit China im regsten Verkehr gestanden und von ihm seine
Porzellane bezogen. Ganz Schweden ist somit voll von chinesischen Porzellanen, freilich in
erster Linie von solchen, die zunächst lediglich für den Export gearbeitet worden und
darum kaum immer allzu erfreulich ausgefallen sind. Doch befinden sich unter ihnen,
da Schweden so spät noch in China Bestellungen ausführen ließ, eine große Anzahl von
Stücken, die sich sonst nirgends bei uns wiederfinden und die, wenn auch nicht immer
schön, doch in kulturgeschichtlicher Beziehung nicht ohne Interesse sind. Sie sind bisher
bei uns von der Wissenschaft so gut wie unbeachtet geblieben. Diese alten Bestände von
chinesischem Porzellan aber haben dann ersichtlich hier zum keramischen Sammeln an-
geregt, sei es auch nur, daß man mit derartigen Gegenständen die Borte der bei dem Holz-
reichtum des Landes in jedem Speisezimmer wiederkehrenden Holzvertäfelungen besetzte,
sei es, daß man zu wirklichen mehr oder weniger umfangreichen Sammlungen gelangte, in-
dem man hierbei auch aus dem übrigen Europa herbeiholte, was man nur immer bekommen
Abb. ig. Chinesische Tonfigur der T’angzeit
Stockholm, Slg. des Kronprinzen von Schweden
Ernst Zimmermann
lernen will. Aber diese Ergänzungen können bis-
weilen doch recht wertvolle sein. Man denke nur
an den Claudius Civilis Rembrandts, an die pracht-
vollen Franzosen des 18. Jahrhunderts im Stock-
holmerlNationalmuseum,dieman außer inParisund
in St. Petersburg an keiner Stelle der Welt so gut
studieren kann wie hier! Und daneben wäre dann
noch so manches andere Kunstwerk zu nennen,
was hier jedem, der Schweden zum ersten Male be-
sucht, zur willkommensten Überraschung wird.
Ganz auffallend reichhaltig ist aber in diesem
Lande die alte Keramik vertreten, sowohl in den
öffentlichen wie auch in den privaten Sammlungen.
Der Grund hierfür ist, daß keramische Erzeugnisse
in Schweden aus älterer Zeit recht reichlich vor-
handen sind. Denn einmal besaß es im 18. Jahr-
hundert zwar kaum eine einzige wirklich recht
leistungsfähige Porzellanfabrik, dafür aber zwei
sehr tüchtige Erzeugungsstätten von Fayencen, die
bei uns ja auch seit langem die gebührende Beach-
tung gefunden haben: die zu Boerstrand und zu
Gustafsberg. Daneben aber hat es, eben, weil es in
ihm keine hervorragenden Porzellanfabriken gab,
weit länger als irgendein anderes Kulturland
Europas, dank seiner 1626 gegründeten Ost¬
indischen Kompagnie, mit China im regsten Verkehr gestanden und von ihm seine
Porzellane bezogen. Ganz Schweden ist somit voll von chinesischen Porzellanen, freilich in
erster Linie von solchen, die zunächst lediglich für den Export gearbeitet worden und
darum kaum immer allzu erfreulich ausgefallen sind. Doch befinden sich unter ihnen,
da Schweden so spät noch in China Bestellungen ausführen ließ, eine große Anzahl von
Stücken, die sich sonst nirgends bei uns wiederfinden und die, wenn auch nicht immer
schön, doch in kulturgeschichtlicher Beziehung nicht ohne Interesse sind. Sie sind bisher
bei uns von der Wissenschaft so gut wie unbeachtet geblieben. Diese alten Bestände von
chinesischem Porzellan aber haben dann ersichtlich hier zum keramischen Sammeln an-
geregt, sei es auch nur, daß man mit derartigen Gegenständen die Borte der bei dem Holz-
reichtum des Landes in jedem Speisezimmer wiederkehrenden Holzvertäfelungen besetzte,
sei es, daß man zu wirklichen mehr oder weniger umfangreichen Sammlungen gelangte, in-
dem man hierbei auch aus dem übrigen Europa herbeiholte, was man nur immer bekommen
Abb. ig. Chinesische Tonfigur der T’angzeit
Stockholm, Slg. des Kronprinzen von Schweden