Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
44

Ernst Zimmermann

befindliche Kün-yaoschale, sowie, als wohl interessantestes
Stück, ein Topf der T angzeit mit verschiedenfarbigen, ge-
flossenen Glasuren, die am Hals ausgesprochene Ornamente
bilden, wie dies bisher noch an keinem anderen Stücke nach-
gewiesen sein dürfte.
Die höchste Qualität auf dem Gebiet des Porzellans trifft man
jedoch im kgl. Residenzschloß. Hier sind vor etwa zehn
Jahren die schönsten Stücke in einer langen Galerie in ein-
zelnen Schränken sehr wirkungsvoll aufgestellt worden. Es
handelt sich ausschließlich um solche von Meißen undSevres,
doch stets nur um solche von ganz besonderer Güte. Von
letzteren befinden sich hier die stattlichen Reste von zwei
Speiseservicen, beide mit türkisblauem Grund, anscheinend
weil diese Farbe der des königlichen Hauses entsprach, das eine
mit Vogelmalerei, das andere mit ßlumengirlanden, Tafel II.
An Meißner Porzellanen finden sich zunächst sehr schöne
Tee- und Kaffeeservice der frühen Heroldschen Zeit, z. T. mit
seltener Ornamentik, dann solche mit Schneeballauflagen,
zwei Vasen mit Kindern im Schilf am Sockel, mehrere Teller
mit bunten, plastischen Früchten in der Mitte, ein Faß mit
ganz frühem, mit sehr schlanken Figuren besetztem Untersatz1)
und einige besonders prächtige Figuren, darunter als Haupt-
stück eine große Krinolinengruppe, Jäger und Jägerin dar-
stellend, sowie die Gruppe Harlekin mit der Kolumbine.
In den übrigen Räumen des Schlosses sind dann noch zwei sehr

Abb. 2 5. China-Vase
Ende 18. Jahrhundert
Stockholm, Sammlung Wicander
schön gefaßte Sang-de-boeuf-Vasen zu erwähnen, zwei große, bunte Delfter Vasen, ein
schönes berliner Kaffeeservice mit königsblauem Grund und Cailloute-Musterung in Gold,
ein Wiener Tete-ä-tete mit dem Namenszug Gustavs IV., zwei dunkelblaue Sevresvasen in
herrlicher Rronzefassung und endlich, die Wände eines Zimmers dekorativ belebend, wieder
Teile desbereitserwähntenGripsholmer Services, darunterauch einige rechtgroße Stücke.
Dann hatte ich auch Gelegenheit, das eigenartige „Kulturhistorische Museum in
Lund2) zu sehen, das seine Entstehung allein seinem so unermüdlichen Leiter Garlin
verdankt, einem Schüler Justus Rrinckmanns, der dessen Rührigkeit hiernach demNorden
verpflanzt hat. Es gehört, untergebraclit in alten z. T. hier wieder aufgerichteten, male-
risch gruppierten Gebäuden zu den eigenartigsten Museen, die man überhaupt sehen


(t
• i .1
v >'

1) Dasselbe Modell, aber unbemalt, ist bisher wohl nur in der Dresdner Porzellansammlung nachgewiesen.
2) Außer diesem ist dann in Schweden noch die keramische Abteilung des Museums in Göteborg recht
bedeutend, die ich aber leider nicht gesehen habe. Hier soll wieder die chinesische Keramik recht gut vertreten sein.
 
Annotationen