Mittelalterliche Bildwerke im Hamburgischen Museum für Kunst und Gewerbe 5g
Abb. 3o. Beweinung Christi Syrlin-Werkstatt um i52o
des Toten gehoben und hält stützend seine Hände unter das leicht zurückgesunkene
Haupt Christi. Maria, die Mutter, eine jugendliche gesunde Frau, deren regelmäßiges
Gesicht durch Kinn- und Kopftuch, deren behäbige Erscheinung durch den weiten
Mantel noch betont wird, zieht mit ihrer Linken die Linke des Sohnes hoch, ihre Rechte
faßt haltend an die Schulter des Leichnams, daneben die aufgerichtet in das Weite
starrende Maria Magdalena, deren modische Kleidung mit aufgeschlitzten und mehrfach
abgebundenen Puffärmeln, Halskragen und verzierter Haubenmütze mit der reichen
Profilierung des Salbgefäßes in ihrer Rechten zusammenstimmt. Die breitgelagerte
Gruppe ist durch Gelassenheit in größtem Schmerz, durch klare Verhältnisse, durch
eine nicht nur handwerkliche Sicherheit unter die reifen Arbeiten später Ulmer Kunst
einzureihen. Das Werk ist so gut, daß man versucht ist, bei den besten Künstlern Um-
schau zu halten. Brinckmanns Jahresbericht von 1890 kommt dem entgegen. Er erwähnt,
daß unser Relief nach Angabe des Vorbesitzers Teil eines Schnitzaltars aus einer Kapelle
in Hayingen O.A. Münsingen in Württemberg, unweit des Klosters Zwiefalten, bildet,
für welches Jörg Syrlin d. J. sieben Altäre schuf, von deren einem ein Bruchstück in
8*
Abb. 3o. Beweinung Christi Syrlin-Werkstatt um i52o
des Toten gehoben und hält stützend seine Hände unter das leicht zurückgesunkene
Haupt Christi. Maria, die Mutter, eine jugendliche gesunde Frau, deren regelmäßiges
Gesicht durch Kinn- und Kopftuch, deren behäbige Erscheinung durch den weiten
Mantel noch betont wird, zieht mit ihrer Linken die Linke des Sohnes hoch, ihre Rechte
faßt haltend an die Schulter des Leichnams, daneben die aufgerichtet in das Weite
starrende Maria Magdalena, deren modische Kleidung mit aufgeschlitzten und mehrfach
abgebundenen Puffärmeln, Halskragen und verzierter Haubenmütze mit der reichen
Profilierung des Salbgefäßes in ihrer Rechten zusammenstimmt. Die breitgelagerte
Gruppe ist durch Gelassenheit in größtem Schmerz, durch klare Verhältnisse, durch
eine nicht nur handwerkliche Sicherheit unter die reifen Arbeiten später Ulmer Kunst
einzureihen. Das Werk ist so gut, daß man versucht ist, bei den besten Künstlern Um-
schau zu halten. Brinckmanns Jahresbericht von 1890 kommt dem entgegen. Er erwähnt,
daß unser Relief nach Angabe des Vorbesitzers Teil eines Schnitzaltars aus einer Kapelle
in Hayingen O.A. Münsingen in Württemberg, unweit des Klosters Zwiefalten, bildet,
für welches Jörg Syrlin d. J. sieben Altäre schuf, von deren einem ein Bruchstück in
8*