Vom Sammeln alter Uhren
daß man verschlechtert und verfälscht. Der Ba-
rockaltar in der gotischen Kirche kann wunder-
voll sein, der neugotische Altar in der altgotischen
Kirche ist es nie.
Der Uhrensammler wird in solche Fehler nicht
verfallen, wenn er nach wahrer Ausbildung für
seinen Sammlerberuf strebt, nicht nach dem Bei-
fall der Laien. Von diesen hat, wie schon ange-
deutet, der ernste Uhrensammler nichts zu er-
warten, deren Bewunderung erregt er viel leich-
ter durch Schmuck und Dosen als durch Uhren.
Der Laie wird Email als Email, Gold als Gold be-
wundern, nicht aber um der Uhr willen, die da-
mit geschmückt und dadurch zum Kunstwerk ge-
worden ist. Der ernste Sammler wird nur um
seiner selbst und um der Sache willen sammeln,
er wird Reklame und Beifall der Menge ver-
schmähen und nach wissenschaftlichen und nach
künstlerischen Gesichtspunkten sammeln. Es ist
noch sehr viel zu tun, sehr viel zu beobachten.
Von der rückfallenden Spindelhemmung bis zum
Rieflergang mit konstanter Kraft war ein weiter
Weg durch mindestens acht Jahrhunderte, der
einer Geschichte des menschlichen Denkens
gleicht, wir wissen von vielem wichtigen noch
so wenig, und die technische Entwicklung ist
noch nicht abgeschlossen, Probleme und ferne
Ziele sind gestellt, deren Ausgangspunkte teilweise
noch im Dunkeln liegen.
Es bedarf einer hohen Bildung des Sammlers.
Er wird sie sich zu erwerben suchen durch das
Studium der Originale in Museen und Privat-
sammlungen, er wird sich bemühen, dort die
Objekte nicht nur durch das Glas der Vitrinen
hindurch betrachten zu können, er wird Auktio-
nen verfolgen und alte Auktionskataloge studie-
ren, vor allem aber die ältere Literatur über die
Geschichte der Uhren und der Uhrtechnik.
Abb. 3g. Gehäuse: Drittes Rokoko; Zifferblatt:
Mitte des 18. Jahrhunderts
9'
daß man verschlechtert und verfälscht. Der Ba-
rockaltar in der gotischen Kirche kann wunder-
voll sein, der neugotische Altar in der altgotischen
Kirche ist es nie.
Der Uhrensammler wird in solche Fehler nicht
verfallen, wenn er nach wahrer Ausbildung für
seinen Sammlerberuf strebt, nicht nach dem Bei-
fall der Laien. Von diesen hat, wie schon ange-
deutet, der ernste Uhrensammler nichts zu er-
warten, deren Bewunderung erregt er viel leich-
ter durch Schmuck und Dosen als durch Uhren.
Der Laie wird Email als Email, Gold als Gold be-
wundern, nicht aber um der Uhr willen, die da-
mit geschmückt und dadurch zum Kunstwerk ge-
worden ist. Der ernste Sammler wird nur um
seiner selbst und um der Sache willen sammeln,
er wird Reklame und Beifall der Menge ver-
schmähen und nach wissenschaftlichen und nach
künstlerischen Gesichtspunkten sammeln. Es ist
noch sehr viel zu tun, sehr viel zu beobachten.
Von der rückfallenden Spindelhemmung bis zum
Rieflergang mit konstanter Kraft war ein weiter
Weg durch mindestens acht Jahrhunderte, der
einer Geschichte des menschlichen Denkens
gleicht, wir wissen von vielem wichtigen noch
so wenig, und die technische Entwicklung ist
noch nicht abgeschlossen, Probleme und ferne
Ziele sind gestellt, deren Ausgangspunkte teilweise
noch im Dunkeln liegen.
Es bedarf einer hohen Bildung des Sammlers.
Er wird sie sich zu erwerben suchen durch das
Studium der Originale in Museen und Privat-
sammlungen, er wird sich bemühen, dort die
Objekte nicht nur durch das Glas der Vitrinen
hindurch betrachten zu können, er wird Auktio-
nen verfolgen und alte Auktionskataloge studie-
ren, vor allem aber die ältere Literatur über die
Geschichte der Uhren und der Uhrtechnik.
Abb. 3g. Gehäuse: Drittes Rokoko; Zifferblatt:
Mitte des 18. Jahrhunderts
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