Abb. 49- Kreuztragung (Holzschnitt). Unbekannt, vor i4oo
Auktion Dr. Julius Hofmann bei C. G. Boerner, Leipzig, Mai 1922. Auktionspreis: 920000 M.
DER KUNSTMARKT 1922
VON
ADOLPH DONATH
F^ür die Geschichte des Kunstmarkts bietet das Jahr 1922 eine Fülle von Überraschungen.
Und in ihrer Mitte stehen zum Hauptteil die deutschen Geschehnisse. Politik und
Valuta haben den deutschen Kunstbesitz geschwächt, die Preisgestaltung verwirrt, den
Kunsthandel unsicher gemacht, die Sammler kopfscheu. Die Mark, die noch 1921 ihre
Kaufkraft aufrechterhielt und in der ersten Hälfte 1922 als Wertmesser an Festigkeit
einigermaßen einbüßte, wurde im zweiten Halbjahr 1922 schon mißtrauisch betrachtet,
und der Kunsthandel begann daher, sich langsam nach dem Dollarstande zu richten. Zu
mindestens bei den großen Objekten. Wie diese Entwicklung nun vor sich gegangen ist,
wie sie die Preise einerseits unter das übliche Goldmarkniveau drückte, andererseits an
die Weltmarktpreise heranführte, will ich in meiner Darstellung anmerken. Zunächst
aber möchte ich, da meine Kunstmarktübersicht 192 i1) mit der Amsterdamer Auktion
der Sammlung Rodriguez schloß, noch auf die wichtigsten Ergebnisse der internationalen
Herbstsaison 1921 hinweisen, die zum Kunstmarktjahr 1922 überleiten.
Im Oktober 1921 schwankte der Dollar im Verhältnis zur Mark zwischen 123 und 180.
Den ausländischen Kunstinteressenten wird also die Umrechnung der Mark in ihre Wäh-
9 Siehe „Jahrbuch für Kunstsammler“, Band II, Frankfurt a. M. 1922.
.Jahrbuch für Kunstsammler III
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